13. Klimarelevante Emissionen

Das Unternehmen legt die Treibhausgas(THG)-Emissionen entsprechend dem Greenhouse Gas (GHG) Protocol oder darauf basierenden Standards offen und gibt seine selbst gesetzten Ziele zur Reduktion der Emissionen an.

Die Barmenia strebt bis 2025 die Klimaneutralität ihrer eigenen Geschäftsprozesse (mindestens Scope 1 und 2) an. Um Klimaneutralität bzw. Netto-Null zu erreichen, werden die Energieeffizienz erhöht und CO2-Emissionen reduziert. Die Vorgehensweise ist immer COerfassen, CO2 vermeiden, CO2 reduzieren und zuletzt CO2 neutralisieren. 

Die verbleibenden CO2-Emissionen sollen über adäquate Klimaschutzprojekte neutralisiert werden. Man spricht auch von Netto-Null (engl. net zero) oder rechnerisch null.

Seit 2015 neutralisiert die Barmenia ihre unvermeidbaren CO2-Emissionen des Geschäftsbetriebs der Wuppertaler Hauptverwaltungen über internationale Klimaschutzprojekte des Partners myclimate.

CO2-Berechnungstool vom VfU und Weiterentwicklung mit Unterstützung der Barmenia

Die Barmenia nutzt das CO2-Berechnungstool vom Verein für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten e. V. (VfU). Die „VfU Kennzahlen“, und das zugehörige Berechnungstool sind ein weltweit anerkannter Standard für die Bilanzierung der betrieblichen Umweltkennzahlen bei Finanzinstituten und damit ein wichtiger Baustein im Umweltmanagement seiner nach eigenen Angaben über 600 Anwender aus dem Finanzdienstleistungssektor und darüber hinaus. In 2022 gab es ein Update, das die Barmenia seitdem zur Ermittlung der CO2-Emissionen nutzt.

Der VfU hat auch im Jahr 2023 die Aktualisierung des Berechnungstools angestoßen, wozu auch eine CSRD/ESRS-Kompatibilität gehörte. Der Barmenia-Nachhaltigkeitsbeauftragte hat diesen Aktualisierungsprozess mit seinem Wissen unterstützt. Das neue Tool wird im Frühjahr 2024 veröffentlicht und wird erstmals für das Geschäftsjahr 2024 zur Anwendung kommen.

Entwicklung der CO2-Emissionen gegenüber dem Vorjahr

In 2023 lagen die CO2-Emissionen der gesamten Barmenia-Versicherungsgruppe für den Standort der Hauptverwaltungen bei 616 t (Vj 630 t). Der Wert ist somit gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken, obwohl die Mitarbeitendenzahl von 1.711 auf 1.766 gestiegen ist.

Unterstützung eines Klimaschutzprojektes in Uganda

Für das Jahr 2023 wird die Barmenia Lebensversicherung a. G. 123 t CO2-Emissionen über das Klimaschutzprojekt „Sauberes Trinkwasser für Schulen und Haushalte“ in Uganda ausgleichen. Bei einer Online-Umfrage mit einer Auswahl von drei Projekten entschieden sich 80 % der teilnehmenden 
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für dieses Klimaschutzprojekt.

Erstmals CO2-Bilanz für Außenstellen erstellt

In 2023 wurde erstmals eine CO2-Bilanz für die Außenstellen mit Daten aus Nebenkostenabrechnungen (NKA) sowie Hochrechnungen erstellt. Die CO2-Emissionen belaufen sich insgesamt auf 566 t, Scope 1: 162, Scope 2: 152, Scope 3: 252. Enthalten sind die Daten für Ökostrom, Heizwärme, Wasser, Abfälle, Kühl- und Kältemittel sowie Geschäftsreisen des angestellten Vertriebs. Die Verbrauchsdatenerfassung und die Umrechnung in CO2-Emissionen erfolgt für Barmenia-eigene Außenstellen, die der Barmenia-Versicherungsgruppe direkt zugeordnet werden können. Dazu zählen: Vertriebszentren (VZ), Bezirksleitungsbüros (BL-Büros), Makler-/Regionaldirektionen (MDen), Barmenia-eigene Marken wie Impact oder BBS Dillingen, das Außenlager und das externe Rechenzentrum.
Die erstmals erstellte CO2-Bilanz der Außenstellen wird noch nicht veröffentlicht, da es eher als Probelauf für die CSRD-Berichterstattung gesehen wird.

Herausforderung: Die Nebenkostenabrechnungen müssen per Gesetz von den Vermietern bis zum 31.12. des Folgejahres zur Verfügung gestellt werden. Dies reicht nicht aus, da die Kennzahlen der nichtfinanziellen Berichte bereits im Frühjahr, meistens Februar, fertiggestellt sein müssen.

Für die Darstellung der Nebenkosten bzw. der Verbrauchsdaten gibt es keine vorgeschriebenen Werte oder Musterabrechnungen. So müssen eigene Berechnungen durchgeführt werden, um einheitliche Verbrauchsdaten im CO2-Berechnungstool erfassen zu können. Es wurde ein Leitfaden zur Erhebung von Verbrauchsdaten erstellt, der die aufwändige Erfassung von Nebenkostenabrechnungen und teilweise Umrechnung der Verbrauchsdaten im Detail erklärt. Er wird kontinuierlich weiterentwickelt, um die sukzessive Annäherung an eine Realdatenerfassung zu ermöglichen. 

Die Annäherung an Realdaten ist ein weiteres Thema, mit dem sich die Barmenia in 2024 beschäftigen wird.  

Weiterentwicklung von Klimaneutralität zum Impact Claim

Im Jahr 2016 hat die Barmenia erstmals verbleibende Treibhausgasemissionen der Wuppertaler Hauptverwaltungen für das Jahr 2015 ausgeglichen. Beim Ausgleich der Emissionen achtet die Barmenia auf die Qualität der Kompensation. So wurden CO2-Zertifikate von Klimaschutzprojekten erworben. Die Projekte sind nach dem bekannten Gold Standard zertifiziert, der neben ökologischen auch soziale Kriterien berücksichtigt und somit der ganzheitlichen Betrachtung des Themas Nachhaltigkeit der Barmenia gerecht wird.

Bisher wurde das Vorgehen der Kompensation genutzt, um die Klimaneutralität des Unternehmens auszudrücken, was auch in der Kommunikation entsprechend dargestellt wurde. Durch klimawissenschaftliche und -politische Entwicklungen wird der Klimaneutralitätsbegriff aktuell von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen in Frage gestellt. Zudem wird der Begriff vom Weltklimarat IPCC ebenfalls nicht mehr verwendet, da er aus wissenschaftlicher Sicht zu diffus ist und von verschiedenen Akteuren unterschiedlich genutzt wird. Bereits im nicht-finanziellen Bericht von 2022 hat die Barmenia auf die Entwicklungen des Begriffs „klimaneutral/treibhausgasneutral“ hingewiesen. Die Barmenia wird die Veränderungen weiter beobachten und mit einer zielführenden Kommunikation begleiten (s. dazu unter „13. Klimarelevante Emissionen - Entwicklungen zu Emissionshandelszertifikaten und zum Begriff Klimaneutralität begleiten“).

Die Barmenia beteiligt sich frühzeitig aktiv an den geführten Diskussionen, und ist im Dialog mit dem derzeitigen Klimaschutzpartner myclimate sowie mit dem Wuppertal Institut. Die Barmenia bringt sich auch bei der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima zum Contribution Claim-Ansatz ein.

Neuer Claim anstatt Klimaneutralität

Alle Vertragsstaaten des Pariser Abkommens sind angehalten, sich verbindliche Emissionsreduktionsziele in Form von Nationalen Klimaschutzbeiträgen (NDCs) zu setzen. Hierdurch steigt das Risiko der doppelten Inanspruchnahme (double claiming) von Emissionsreduktionen. Eine doppelte Inanspruchnahme liegt unter anderem dann vor, wenn ein Klimaschutzprojekt zur Umsetzung des Nationalen Klimaschutzbeitrags des Gastgeberlandes beiträgt, während die von dem Projekt generierten CO2-Zertifikate zugleich zur Erfüllung der Klimaneutralitätsziels eines Unternehmens genutzt werden. Die doppelte Inanspruchnahme ist eine Art der Doppelzählung.

Um diese Art der Doppelzählung zu vermeiden, müssen „Corresponding Adjustments“ durchgeführt werden, mit denen sich ein Gastland verpflichtet, die in dem Klimaschutzprojekt berichteten Emissionsreduktionen nicht auf das eigene Klimaschutzziel und Nationale Klimabeiträge anzurechnen, sondern an die das Klimaschutzprojekt finanzierende Partei abzutreten.

Bisher gibt es nur wenige Länder, die eine Entscheidung darüber getroffen haben, ob und für welche Klimaschutzprojekte solche Corresponding Adjustments vorgenommen werden. CO2-Zertifikate, die dem Anspruch an Klimaneutralität genügen, werden sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit nur sehr begrenzt zur Verfügung stehen.

Die Gastländer sind allerdings weiterhin auf die Gelder angewiesen, um Klimaschutzprojekte in großem Umfang zu betreiben. Daher stellt der neue Claim eine Alternative dar, um zum Ausdruck zu bringen, dass ein Unternehmen nachweislich Treibhausgase verringert, indem hochwertige Klimaschutzprojekte finanziert werden. Somit leisten die Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Klimafinanzierung. Neben der Wirkung auf das Klima werden mit dem Impact -Claim auch die positiven Auswirkungen auf die SDGs hervorgehoben.

An der Qualität der Projekte ändert sich nichts, da der Zertifizierungsprozess des Gold Standards
oder anderer Zertifizierungsstandards diesbezüglich unverändert bleibt. Es handelt sich nicht nur um einen neuen Claim, der bisher gängige Begriffe wie „CO2-Kompensation“ oder „Klimaneutralität“ ersetzt und stattdessen einen „freiwilligen Beitrag zur Klimafinanzierung“ kommuniziert, sondern auch um die Möglichkeit der Finanzierung von Projekten außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette und über Kompensation hinaus. Der bisherige Klimaschutzpartner myclimate hat aufgrund der bereits beschrieben veränderten politischen Rahmenbindungen das Impact Label „Wirkt. Nachhaltig“ entwickelt, das das vorherige Klimaneutral-Label ersetzt hat. Mit dem Label haben Unternehmen die Möglichkeit, ihr Nachhaltigkeitsengagement glaubwürdig zu kommunizieren.

Barmenia beteiligt sich auch an der Fortsetzung des Forschungsprojekts des Wuppertal Instituts im Auftrag der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima

Zusätzlich beteiligt sich die Barmenia an dem Forschungsprojekt „Contribution Claim als alternativer Ansatz zur CO2-Kompensation“ vom Wuppertal Institut im Auftrag der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima. Ziel des Projektes ist es, ein marktfähiges Contribution-Claim-Konzept zu entwickeln und umzusetzen. Mit dem Contribution-Claim-Ansatz soll die Emissionsreduktion durch Klimaschutzprojekte nicht mehr als „klimaneutral“ kommuniziert werden, sondern einen „finanziellen Beitrag zum Klimaschutz“ deklarieren. Stakeholder aus Unternehmen, Wissenschaft, Politik und NGOs beteiligen sich an dem Projekt, darunter auch Klimaschutzprojektentwickler. Durch die Unterstützung des Projektes leistet die Barmenia einen Beitrag zum Diskurs und zur Umsetzung dieses Ansatzes. Den Unternehmen kann so ein alternativer Pfad zu Paris-kompatiblen Klimaschutzstrategien eröffnet werden. Unter Einbindung der Finanzierung qualitativ hochwertiger Klimaschutzprojekte fördert dies die Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele wirkungsvoll. Die Barmenia beteiligt sich auch in der zweiten Phase an dem Projekt, indem die Entwicklung eines Umsetzungsleitfadens des Contribution-Claim-Modells Gegenstand der Diskussionen ist.

Risikoeinschätzung

Wie unter „2. Wesentlichkeit – Risikomanagement und Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken“ beschrieben, orientiert sich die Risikokategorisierung der Barmenia grundsätzlich an den Risiken der Solvency-II-Standardformel. Nachhaltigkeitsrisiken werden im Zuge der Risikoinventur nicht isoliert erfasst, sondern als Bestandteil des jeweiligen Risikos verstanden. Ein Nachhaltigkeitsrisiko in Bezug auf klimarelevante Emissionen wurde nicht identifiziert.