12. Ressourcenmanagement

Das Unternehmen legt offen, welche qualitativen und quantitativen Ziele es sich für seine Ressourceneffizienz, insbesondere den Einsatz erneuerbarer Energien, die Steigerung der Rohstoffproduktivität und die Verringerung der Inanspruchnahme von Ökosystemdienstleistungen gesetzt hat, welche Maßnahmen und Strategien es hierzu verfolgt, wie diese erfüllt wurden bzw. in Zukunft erfüllt werden sollen und wo es Risiken sieht.

Im Rahmen der im Frühjahr 2019 veröffentlichten Nachhaltigkeitsrichtlinie des AWI (https://www.awi.de/ueber-uns/organisation/nachhaltigkeit/awi-nachhaltigkeitsrichtlinie.html) hat sich das Institut übergreifende qualitative Ziele gegeben. Hierzu gehört beispielsweise die ressourceneffiziente Bereitstellung von Gebäuden und Forschungsplattformen von der Planung über den Betrieb bis zum Rückbau oder die Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien wie Lebenszykluskosten und Umweltprüfsiegeln im Beschaffungsprozess.

Um durch einen kontinuierlichen Verbesserungsprozesses Erfolge langfristig sichtbar zu machen, wird im nächsten Schritt die Entwicklung von quantitativen Zielen soweit möglich und sinnvoll angestrebt. Als Grundlage für realistische Ziele müssen dabei zunächst Basisdaten zur Beschreibung des IST-Zustandes erhoben werden. Hier wurde mit der Vorbereitung dieser Erklärung und der darin enthaltenen Daten ein wichtiger Meilenstein erreicht.

Beim Betrieb der Schiffe und Stationen spielt Ressourceneffizienz eine wesentliche Rolle. So wurde beispielsweise der 2013 in Dienst gestellte Forschungskutter Mya II mit dem „Blauen Engel für Schiffsdesign“ ausgezeichnet. Auch die Fahrtenplanung wird so optimiert, dass die Treibstoffverbräuche möglichst gering gehalten werden. Für die kommenden Jahre gibt es darüber hinaus umfangreiche Bestrebungen, hier noch wesentliche Steigerungen in der Ressourceneffizienz zu erzielen. Hierbei sind insbesondere folgende Projekte zu erwähnen:
  • Neubau des Forschungskutters Uthörn mit Methanol-Antrieb als erstes deutsches Seeschiff mit dieser Antriebstechnologie. Dies wird einen CO2-neutralen Betrieb ermöglichen.
  • Energetische Sanierung der Neumayer-Station III in der Antarktis – unter anderem Installation weiterer Windkraftanlagen sowie einer Photovoltaikanlage
  • Schwerpunkt bei der Planung des Forschungseisbrechers Polarstern II: Innerhalb des Vergabe-Teams wurde eine halbe Stelle für Nachhaltigkeit geschaffen

Für seine Gebäude hat das AWI darüber hinaus mit dem Basisjahr 2018 bereits zum zweiten Mal ein Energieaudit durchgeführt. Ein Energie- und Umweltmanagement in Anlehnung an gängige Normen befindet sich im Aufbau. Auf dieser Grundlage werden laufend Energieeffizienzmaßnahmen umgesetzt. Auch der Ausbau der Zählerinfrastruktur wurde angestoßen, welche unter anderem zukünftig eine verursachergerechte Erfassung des Energieverbrauchs ermöglichen soll. Dies hilft zum einen bei der zielgerichteten Planung von Effizienzmaßnahmen, kann aber auch der Nutzersensibilisierung dienen.

Ein weiteres Ziel ist der Bezug von Energie aus nachhaltigen Quellen. Durch den nahezu vollständigen Bezug von Ökostrom ist hier schon eine gute Grundlage geschaffen. Zukünftig soll auch der Anteil des selbst erzeugten (regenerativen) Stroms erhöht sowie auch bei der Wärmeversorgung stärker auf regenerative Energiequellen zurückgegriffen werden.

Das AWI bezieht bereits seit 2012 den überwiegenden Anteil des eingekauften Stroms als Ökostrom (etwa 90 %). 2019 konnte auch der letzte Standort auf Ökostrom umgestellt werden, und der Strombezug wird nun nahezu komplett durch Ökostrom gedeckt. Lediglich kleinere Strommengen, z.B. beim Bezug von Baustrom oder kurzzeitiger Grundversorgung, werden als Graustrom bezogen. Diese machen weniger als 1% der Gesamtstrommenge aus.

Auch bei den eingesetzten Materialien wird ein ressourcenschonender Umgang angestrebt. So konnte unter anderem durch die Einführung eines Dokumentenmanagementsystems der jährliche Verbrauch von Kopierpapier seit 2014 um rund ein Drittel gesenkt werden.

Weiterhin wird aktuell eine neue Dienstvereinbarung erarbeitet, welche einem größeren Teil der Mitarbeitenden zukünftig (flexible) Heimarbeit ermöglichen soll. Dies soll auch zu einer Verringerung von Arbeitswegen und der damit verbundenen Ressourcenverbräuche führen.

Die Entnahme von Ressourcen in sensiblen Ökosystemen wie Arktis und Antarktis erfolgt auf den Expeditionen nur in Form von Probenahmen. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Wasser-, Schnee- und Eisproben, aber auch um Plankton und Fisch. Es werden nur so viele Proben entnommen, wie benötigt werden, und diese werden effizient genutzt.

Einzige Ausnahmen bei der Entnahme von Ressourcen in den sensiblen Ökosystemen zu anderen als reinen Forschungszwecken sind die Nutzung von Seewasser zur Herstellung von Trinkwasser mit Hilfe von Umkehrosmoseanlagen an Bord sowie die Schneeschmelze an der Neumayer III Station.  

Beim Bau der Antarktisforschungsstation Neumayer III wurde ein Konzept umgesetzt, das den kompletten Rückbau und Abtransport der Station nach Laufzeitende ermöglicht. So werden keine Stationsreste in der Antarktis bleiben, wie es in der Vergangenheit übliche Praxis war.

Eine systematische Ermittlung ökologischer Risiken, welche sich aus der Geschäftstätigkeit in Bezug auf Ressourcen ergeben, sowie eine detaillierte Wesentlichkeitsanalyse stehen am AWI noch aus, sind als einer der nächsten Schritte bei der Etablierung des Nachhaltigkeitsmanagements aber in Planung.