4. Tiefe der Wertschöpfungskette

Das Unternehmen gibt an, welche Bedeutung Aspekte der Nachhaltigkeit für die Wertschöpfung haben und bis zu welcher Tiefe seiner Wertschöpfungskette Nachhaltigkeitskriterien überprüft werden.

Die Haupt-„Produkte“ des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ sind wissenschaftliche Erkenntnisse, Services für die geowissenschaftliche Community, Technologieentwicklungen und wissenschaftliche Qualifikationen im Rahmen der Hochschulausbildung. Die wissenschaftlichen Fragestellungen werden entsprechend der Mission des GFZ formuliert und in der Regel im Rahmen mehrjähriger Forschungsprojekte weltweit sowie durch Einsatz verschiedener Gelände-, Labor- und IT-Methoden realisiert. Spezielle Services des GFZ sind hingegen Langzeitaufgaben (z.B. der Betrieb des seismischen Netzwerks GEOFON, die Koordination des „International Continental Scientific Drilling Program ICDP“ oder spezielle Labore). Zur Realisierung der Forschungstätigkeit finden in einem erheblichen Umfang Dienstreisen statt. Durch verschiedene Formate des Wissens- und Technologietransfers (u.a. Publikationen, Präsentationen, Debatten, Patente, Lizenzen) erfolgt eine Vermittlung der wissenschaftlichen Ergebnisse an unterschiedliche Stakeholder-Gruppen in der Gesellschaft. Im Rahmen von technologischen Großversuchen kann es fallweise zu umfangreicheren Rückbau-/Entsorgungsmaßnahmen kommen (so z.B. beim Rückbau der experimentellen CO2-Untergrund-Speicheranlage Ketzin 2013/2014). Weitere Nachhaltigkeitsaspekte betreffen den Lieferverkehr sowie die öffentliche und private Arbeitsmobilität am Standort Telegrafenberg.

Die Forschungstätigkeit inklusive Campusbetrieb führt zu einem erheblichen Bedarf an Fertigprodukten (z.B. wissenschaftliche Geräte aller Art, Fahrzeuge, IT-Ausstattung), Materialien (z.B. Chemikalien, Papier), Betriebs- und Hilfsstoffen sowie Bau- und Dienstleitungen. Diese werden durch die zentrale Einkaufsabteilung des GFZ beschafft. Nachhaltige Aspekte der Beschaffung wurden bis inklusive 2019 fast ausschließlich im Sinne der Wirtschaftlichkeit gemäß der aktuell geltenden Vergabeordnung betrachtet wie z.B. Preis/Leistung-Kriterien oder TCO-Ansatz (Gesamtkosten-Ansatz des Betriebs). Nichtdestotrotz ist der Einkauf des GFZ darauf bedacht, die wissenschaftlichen Anforderungen möglichst unter Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen. Beispielhaft sind die Beschaffung von Ökostrom seit 2017 sowie der zentral gesteuerte Einsatz von Druckern und Multifunktionsgeräten zu nennen.

Im Jahr 2019 wurden durch das GFZ Aufträge in einem Umfang von 11,8 Mio. EUR bei 267 Lieferanten in der Region Berlin-Brandenburg platziert. Bei einem Gesamtauftragsumfang von 32 Mio. EUR wird deutlich, dass das GFZ mit diesen 37 Prozent standortnah getätigten Beschaffungen sowie mit seinem Steueraufkommen und dem Konsum der Beschäftigten erhebliche ökonomische Auswirkungen auf die Region hat.

Im Jahr 2020 wurde der Transformationsprozess zu einer systematisch nachhaltigen Beschaffung eingeleitet. Im Einzelnen werden für alle Warengruppe Nachhaltigkeitsmerkmale definiert, die bei jeder Auftragsvergabe berücksichtigt werden, sofern keine technischen Aspekte oder unverhältnismäßig hohe Kosten dagegensprechen. Um den Erfolg dieses Prozesses dauerhaft zu etablieren, wird das Merkmal „Nachhaltigkeit“ im Bestellsystem für jeden Vorgang erfasst und soll in regelmäßigen Abständen in Bezug auf Zweckmäßigkeit, Effekte und Messbarkeit überprüft und kontinuierlich optimiert werden.

Etwaige soziale und ökologische Probleme mit nicht nachhaltig produzierten Gütern bzw. erbrachten Dienstleistungen sind dem GFZ bislang nicht bekannt, wurden aber auch noch nicht systematisch recherchiert. Dies ist zukünftig im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie „Nachhaltigkeit im Einkauf des GFZ“ vorgesehen. Sollten sich Probleme dieser Art zeigen, wird mit den Zulieferern und weiteren GeschäftspartnerInnen entweder über die genannten Probleme kommuniziert und gemeinsam Lösungen erarbeitet oder, falls keine Lösung in Aussicht steht, die entsprechenden Güter oder Leistungen nicht beschafft bzw. nicht in Anspruch genommen.