Das Unternehmen legt offen, welche qualitativen und/oder quantitativen sowie zeitlich definierten Nachhaltigkeitsziele gesetzt und operationalisiert werden und wie deren Erreichungsgrad kontrolliert wird.
Um die Transformation zu einer nachhaltigen und klimaneutralen Gesellschaft dauerhaft aktiv zu unterstützen, wurde die Barmenia-Nachhaltigkeitspositionierung geschaffen und mit Strukturen versehen. In den letzten beiden Jahren wurden deshalb Ziele auf den Weg gebracht, die diese strukturellen Änderungen für die Zukunft dauerhaft sicherstellen.
Ziele 2024
- Ziel: Konzepterstellung Climate-Action-Plan
Die Nachhaltigkeitspositionierung wird kontinuierlich weiterentwickelt, um auch weiterhin einen Teil zur Transformation zu einem nachhaltigen und klimaneutralen Europa beizutragen. Auch die Regulatorik macht es erforderlich, die Anforderungen zielgerichtet zu erfüllen und gleichzeitig die Rolle eines Vorreiters weiterzuverfolgen. Nur so kann Nachhaltig aus Überzeugung überzeugend gelebt werden.
Konkretisierung: Nachdem in den letzten beiden Jahren eine ESG-Strategie für die Kapitalanlagen und ein Fachkonzept zur CO2-Bilanzierung der Außenstellen erarbeitet wurde, soll in 2024 ein sog. Climate-Action-Plan erarbeitet werden, der die stufenweise Reduktion von CO2bis zur Klimaneutralität spätestens im Jahr 2050 beschreibt. Das Ziel Klimaneutralität in der EU wurde in der Verordnung (EU) 2021/1119 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. Juni 2021 zur Schaffung des Rahmens für die Verwirklichung der Klimaneutralität und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 401/2009 und (EU) 2018/1999 („Europäisches Klimagesetz“) festgeschrieben. Der Climate-Action-Plan stellt die notwendige Planung der stufenweisen Erreichung der Klimaneutralität dar und soll sich an gesetzlichen Vorgaben wie den internationalen Klimaschutzabkommen und die CSRD mit den ESRS E1-1 orientieren. Dabei gilt die GDV-Nachhaltigkeitspositionierung mit den festgesetzten Zielen als Mindestmaß.
Herausforderung: Die Barmenia hat bisher bewusst keinen Climate-Action-Plan bzw. Pfad zu Netto-Null auf den Weg gebracht, um die Entwicklungen der CO2-Bewertung zu beobachten und in Teilen zu begleiten. Dies gilt für die CO2-Emissionen in der Kapitalanlage sowie im Geschäftsbetrieb mit der wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Diskussion um das Thema Klimaneutralität. Durch die derzeitige Dynamik ist der Zeitpunkt geeignet, um einen Meilensteinplan zu definieren, wohlwissend, dass in den nächsten Jahren Anpassungen erforderlich sein könnten. Deshalb soll der Weg transparent dargelegt werden. Die Netto-Null-Bemühungen im Geschäftsbetrieb bestehen seit vielen Jahren, und auch in der Kapitalanlage konnten Erfolge verzeichnet werden.
- Ziel: Stärkung der Nachhaltigkeit im Vertrieb
Der Vertrieb trägt einen entscheidenden Beitrag zur Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen und der Kommunikation des Nachhaltigkeitsprofils eines Versicherers bei. Versicherungsvermittler müssen gesetzliche Beratungspflichten erfüllen und Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Arbeit integrieren, um den vielfältigen Herausforderungen, wie der Erfüllung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) aus der Resolution der UN-Generalversammlung „Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“, verabschiedet am 25. September 2015 oder der Einhaltung des Leitfaden zur Einbeziehung von Nachhaltigkeitspräferenzen in die Eignungsbeurteilung unter der Versicherungsvertriebsrichtlinie (IDD) vom 20. Juli 2022 gerecht zu werden. Zudem ist der Vertrieb aufgrund der Richtlinie (EU) 2022/2464 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. Dezember 2022 hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) beispielsweise verpflichtet, eine CO2-Bilanzierung der Außenstellen zu ermöglichen. Aus diesem Grund soll Nachhaltigkeit im Vertrieb ganzheitlich gedacht und präsent platziert werden. Dabei ist es das Ziel, eine Nachhaltigkeitspositionierung für den Vertrieb zu entwickeln, die speziell auf die Herausforderungen des Vertriebs zugeschnitten ist.
Konkretisierung: Diese Positionierung soll auf der bestehenden Nachhaltigkeitspositionierung des Gesamtkonzerns basieren und die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimensionen der Nachhaltigkeit umfassen. Zudem bekennt sich auch der Barmenia Vertrieb zur Nachhaltigkeitspositionierung des GDV. Dabei manifestiert sie, was „Nachhaltigkeit im Vertrieb“ bei der Barmenia bedeutet. Auf Basis der Positionierung werden Handlungsfelder definiert, welche wesentliche Fokusthemen der Nachhaltigkeit beinhalten. Hierbei gilt es, ausgewählte Fokusthemen durch messbare Ziele zu konkretisieren und durch Projekte umzusetzen.
Ziele aus 2023 und ihre Weiterentwicklung bzw. Umsetzung
Nachhaltige und klimafreundliche Geschäftsprozesse
- Ziel: Bis 2025 streben Versicherer die Klimaneutralität ihrer eigenen Geschäftsprozesse (Scope 1 und 2) mindestens in Deutschland an. Um Klimaneutralität zu erreichen, erhöhen Ver-sicherer ihre Energieeffizienz, reduzieren CO2-Emissionen und kompensieren/neutralisieren ihre verbleibenden Emissionen.
Konkretisierung: In 2023 wird ein Konzept zur CO2-Bilanzierung der Außenstellen (Vertriebszentren, Vertriebsorganisationen sowie Maklerdirektionen und Bezirksleitungsbüros) und eine erste CO2-Bilanz mit Schätzdaten erstellt. Das Konzept (Leitfaden) soll die Vorgehensweise zur Ermittlung von Realdaten bei den größtenteils angemieteten Büroflächen enthalten.
Seit 2015 gilt der Geschäftsbetrieb der Hauptverwaltungen als klimaneutral. Die umweltfreundliche Ausrichtung wird weiterhin Bestandteil der Klimastrategie sein. Durch klimawissenschaftliche und -politische Entwicklungen wird der Klimaneutralitätsbegriff von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen in Frage gestellt. Die Barmenia wird diese Entwicklungen beobachten und mit einer zielführenden Kommunikation begleiten.
Umsetzung: Derzeit wird anhand des im letzten Jahr erstellten Leitfadens das System zur Erfassung der Verbrauchswerte optimiert, um für das Geschäftsjahr 2024 eine CO2-Bilanz erstellen zu können, die eine Annäherung an Realdaten darstellt, um den Anforderungen der CSRD weitestgehend gerecht zu werden. Da der Klimaneutralitätsbegriff sowie Kompensation immer noch diskutiert wird, setzt die Barmenia ihr Engagement bei der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima sowie dem Wuppertal Instituts fort, um Handlungsempfehlungen für einen Contribution Claim auf den Weg zu bringen.
- Ziel: Die Barmenia setzt sich für eine Kultur der Vielfalt und Chancenvielfalt ein.
Konkretisierung: Um ein sichtbares Zeichen zu setzen, zeichnete der Barmenia-Vorstand im Jahr 2022 die Charta der Vielfalt. Zusätzlich wurde ein bereichsübergreifendes Team Vielfalt und Chancengleichheit gebildet, das sich mit dem eigenen „Why“ beschäftigt und es wie folgt formuliert hat: Mit der intern gegründeten Initiative „Vielfalt und Chancengleichheit” schaffen wir eine vorurteilsfreie Unternehmenskultur, welche die Vielfalt aller Barmenianerinnen und Barmenianer sichtbar, erlebbar und völlig selbstverständlich macht. Denn Vielfalt jeglicher Art ist „EINFACH. MENSCHLICH.“ (s. dazu „15. Chancengleichheit“)
Umsetzung: Es werden Maßnahmen umgesetzt, um die Sichtbarkeit für dieses Thema zu erhöhen, z. B. Unconscious Bias-Trainings für Führungskräfte, Durchführung Diversity Days, Sensibilisierung zu Gender Pay Gap.
- Ziel: Der Frauenanteil in Führungspositionen und -gremien soll erhöht werden.
Konkretisierung: Um die Förderung von Frauen in Führungspositionen nachhaltig weiter zu stärken, hat die Barmenia sich Quoten-Ziele bis zum 30.06.2027 gesetzt (s. dazu „15. Chancengleichheit - Geschlechtergleichheit: Anteile weiblicher Führungskräfte“).
Umsetzung: Neben den Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollen die Zielquoten durch eine gezielte Entwicklung von weiblichen Talenten erreicht werden.
Nachhaltige und klimafreundliche Kapitalanlagen
- Ziel: Die Barmenia strebt Treibhausgasneutralität der Kapitalanlagen bis 2050 an. Sie bekennen sich zu dem im Pariser Klimaschutzabkommen festgeschriebenen Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen und die Finanzmittelflüsse sukzessive mit den Klimazielen in Einklang zu bringen. Sie arbeiten darauf hin, im Einklang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen und der Verfügbarkeit von Messmethoden bereits bis 2025 und schrittweise darüber hinaus CO2-Reduktionen in den Portfolios zu realisieren.
Konkretisierung: Hierfür wurde 2022 eine neue ESG-Strategie für alle Assetklassen der Kapitalanlagen vom Vorstand verabschiedet. Es wurden Kriterien definiert, mit denen das ökologische Ziel der Dekarbonisierung verfolgt wird.
Umsetzung: In 2023 wurden darauf basierend u.a. folgende Maßnahmen umgesetzt:
- Die verfügbaren Verbrauchswerte unserer Immobilien wurden untersucht und im Ergebnis festgestellt, dass das Barmenia-Immobilienportfolio 2° kompatibel ist.
- Alle Teilfonds im Bereich Private Equity und Private Debt wurden nach Artikel 8 eingestuft.
- Im Rahmen von Anlageausschuss- und Investorenbeiratssitzungen wurde aktives Engagement zur Verbesserung von Nachhaltigkeitsfaktoren betrieben.
- Der Erfolg: Zum Vergleichsdatum 31.12.2020 wurde die CO2-Intensität des Portfolios durch die beschriebenen Maßnahmen bereits um mehr als 30 Prozent reduziert.
Nachhaltige und klimafreundliche Produkte und Schadenregulierung
- Ziel: Die Barmenia strebt an, das Angebot an nachhaltigen Versicherungsprodukten auszubauen. Dazu gehören innovative Versicherungskonzepte („nutzen statt besitzen“, „Reparatur statt Tausch“, E-Mobilität). Sie machen sich für eine zielgerichtete und wirksame Klimafolgenanpassung bei Reparatur und Wiederaufbau zerstörter Sachwerte stark. Dabei orientieren sich Versicherer verstärkt an Ansätzen wie „building back better“. Die Versicherer werden bis 2025 zunehmend Nachhaltigkeitskriterien in ihre Praxis der Schadenregulierung integrieren.
Konkretisierung: Das Produktfreigabeverfahren und die eigenen Produktdesignkriterien wurden durch Nachhaltigkeitsaspekte konkretisiert, die sukzessive ausgebaut werden. Die Schaden- und Leistungspraxis sollen so bei der Entwicklung von Produkten direkt mitgedacht werden. Die Barmenia Allgemeine Versicherungs-AG bindet sinnvolle ökologische und soziale Kriterien in ihr Leistungsspektrum ein, um positiven Einfluss im Kerngeschäft zu nehmen, z. B. in der Wohngebäude-, der Hausratversicherung oder der Fahrrad-/E-Bikeversicherung. Die Krankenversicherung punktet eher mit sozialen Leistungen oder ihrem Gesundheitsmanagement, das den Versicherten direkt zu Gute kommt (s. dazu unter „10. Innovations- und Produktmanagement).
Weiterentwicklung: In 2023 wurde ein einheitliches Bewertungsraster für alle Sparten geschaffen, das u. a. folgende Kriterien enthält: Versicherungsumfang mit ökologischen und sozialen Kriterien, Anpassung des Versicherungsschutzes an sich verändernde Lebenssituationen sowie Ressourcen schonende Prozesse. Darüber hinaus werden spartenspezifische nachhaltige Leistungsanforderungen bei der Produktentwicklung abgefragt.
(Mehr zu den Versicherungslösungen unter 10. Produkt- und Innovationsmanagement.)
Das Ratingunternehmen Assekurata beschreibt die Entwicklungen in dem Ratingbericht wie folgt: „Die Risikoträger der Barmenia verfügen nach Auffassung von Assekurata in Summe über ein umfassendes Produktportfolio, das es Kunden ermöglicht, die Risiken einer nachhaltigen Lebensweise adäquat abzusichern.“ Die Barmenia-Versicherungsgruppe erhielt auch im Teilbereich Produktmanagement und Risikotransfer die Note sehr gut.
Nachhaltige und klimafreundliche Versicherung von Risiken
- Ziel: Versicherer berücksichtigen Nachhaltigkeitsaspekte in unternehmensindividuellen Prozessen. Sie streben an, bis 2025 ESG-Kriterien weiter in die Zeichnungsrichtlinien zu integrieren. Bei der Zeichnung von Risiken folgen Versicherer dem Prinzip der risikogerechten Prämienkalkulation. Dieses Prinzip ist zwingende Voraussetzung, um eingegangene Leistungsversprechen zu erfüllen.
Konkretisierung: Die Barmenia Allgemeine Versicherungs-AG zeichnet generell keine Risiken von CO2-/emissionsträchtigen Kraftwerken wie Braunkohle. Dennoch soll die zukünftige Zeichnungspolitik positiven gesellschaftlichen Impact liefern, z. B. durch bewusste Steuerungsmechanismen zum Abschluss von Elementarschadenversicherungen.
Auch der Kontakt zu Rückversicherern soll dazu genutzt werden, um das eigene Wissen zu intensivieren und geeignete Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung berücksichtigen zu können, die in Taxonomiequoten berichtet werden.
Weiterentwicklung: Im Rahmen der Umsetzung der CSRD mit den ESRS stellen sich noch Fragen, wie bestimmte Anforderungen im Geschäfts- und Privatkundengeschäft umgesetzt werden können. So stellt sich beispielsweise die Frage, wie zukünftig CO2-Emissionen der Kfz-Kunden in der Berichterstattung bewertet werden. Ein weiterer Schritt könnte die Frage nach der Versicherbarkeit bestimmter Risiken sein. Die Barmenia wird diese Entwicklungen beobachten, sorgfältig prüfen und umsetzen.
Kontrolle der Zielerreichungen Die Kontrolle von Zielerreichungen werden von der jeweiligen Führungskraft bis zum Aufsichtsrat kontrolliert, in Abhängigkeit davon, wo das jeweilige Ziel aufgehängt ist. Die Revision überwacht beispielsweise die Zielerreichungen, die durch Vorstandsbeschlüsse herbeigeführt wurden. Unter „7. Kontrolle“ und unter „8. Anreizsysteme“ wird das Überwachungssystem detaillierter erklärt.
Die Strategieperiode 2023 bis 2025 Neben der Realisierung der Nachhaltigkeitspositionierung und der Bewältigung gesetzlicher Anforderungen wurde im Jahr 2022 ein strategisches Zielbild für die Strategieperiode von 2023 bis 2025 definiert. Dies baut auf der vorherigen Strategie auf.
Im Folgenden ein kurzer Überblick der Strategie: Die Vision ist an dem Marken-Claim (Einfach. Menschlich.) angelehnt: „Einfach wachsen. Menschlich begeistern.“ und beschreibt unseren Anspruch und unser Ziel. Die Mission ist vorausschauend und zukunftsorientiert formuliert: „Stell dir eine Welt vor, in der versichern Begeisterung auslöst. Eine Welt, in der ein Klick zum Ziel führt und Wartezeiten der Vergangenheit angehören. Wir schaffen diese Welt. Mit Leidenschaft. Gemeinsam.“
Die konkrete Umsetzung der Strategie erfolgt über strategische Handlungsfelder. Insgesamt wird derzeit an zehn verschiedene übergeordneten Initiativen gearbeitet. Hierzu gehören u. a. Initiativen zu Wachstumszielen und indirekte Nachhaltigkeitsziele wie Kundenbegeisterung. Bestandteil der Strategieumsetzung ist auch die so genannte OKR-Methode (Objectives and Key Results), die in den kommenden Jahren weiter auf konkrete Nachhaltigkeitsziele angewendet werden soll.