2. Wesentlichkeit

Das Unternehmen legt offen, welche Aspekte der eigenen Geschäftstätigkeit wesentlich auf Aspekte der Nachhaltigkeit einwirken und welchen wesentlichen Einfluss die Aspekte der Nachhaltigkeit auf die Geschäftstätigkeit haben. Es analysiert die positiven und negativen Wirkungen und gibt an, wie diese Erkenntnisse in die eigenen Prozesse einfließen.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind der starke Partner des Landes Berlin, um nachhaltige Mobilität zuverlässig, umweltfreundlich und kostengünstig zu realisieren. Mit der im Berichtszeitraum insbesondere auf Umstieg (zur Nutzung ÖPNV wie auch auf postfossilen Antrieb der Flotten) und Vernetzung der Angebote ausgerichteten Unternehmensstrategie bietet die BVG nachhaltige Mobilität zukunftsorientiert aus einer Hand an.
Mit dem etablierten BVG-Nachhaltigkeitsmanagement werden neben der Inside-Out Perspektive gleichermaßen Lösungsbeiträge zu gesellschaftlichen Herausforderungen aus dem Fokus Outside - In aufgegriffen.
Im Unternehmen BVG kennzeichnen insbesondere folgende Nachhaltigkeitsthemen seit 2005 das Nachhaltigkeitsmanagement:

Wirtschaftliche Dimension
  • Stabilität wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit
  • Kontinuität umfänglicher Investitionen
  • Nachhaltige Beschaffung von Waren & Dienstleistungen
  • Compliance
Ökologische Dimension
  • Energie (Energieträger, Verbrauch)
  • Emissionen (insbesondere Klimagase)
  • Abfall und Abwasser
  • Ressourcenschonung
  • Minderung des Flächenverbrauchs
  • Ökologisch verträgliche Flächennutzung (Biodiversität / Grüngleis)
Sozial-gesellschaftliche Dimension
  • Sicherung Beschäftigung
  • Soziale Sicherheit der Beschäftigten
  • Sozialverträglichkeit der Verkehrstarife
  • Arbeits- und Gesundheitsschutz
  • Gesundheitsmanagement
  • Barrierefreiheit
  • Vereinbarkeit Beruf und Familie
  • Diversity
  • Gleichbehandlung
  • Frauenförderung
  • Engagementförderung (Corporate Volunteering)
  • Korruptionsbekämpfung
Im Dezember 2022 wurde die EU-Richtlinie zur unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung bzw. „Corporate Sustainability Reporting Directive” (CSRD) veröffentlicht. Diese EU-Richtlinie bedingt die Integration von Nachhaltigkeitsthemen in den Geschäftsbericht mit belegbarbaren qualitativen und quantitativen Daten. Ab dem Geschäftsjahr 2025 ist dies auch für die BVG mit neuen und konkreten Aktivitäten im Nachhaltigkeitsmanagement des Unternehmens verbunden. Mit der für die BVG relevanten CSRD muss das Unternehmen auch den Anforderungen aus der EU-Taxonomie-Verordnung entsprechen.

Um die zukünftige Umsetzung neuer Berichtspflichten zur unternehmeri­schen Nachhaltigkeitsleistung im Lagebericht bestmöglich zu gewährleisten, wurde 2022 mit der Evaluierung der relevanten (wesentlichen) Themen begonnen. Die BVG bereitet sich damit auf die für 2023 vorgesehene Wesentlichkeitsanalyse entsprechend der CSRD vor.  
Maßgebliche positive Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen  (Fokus Inside - Out) aus Beiträgen nachhaltiger Entwicklung der BVG-Mobilitätsdienstleistungen sind u. a.
  • Halbierung leistungsbezogener Umweltbelastung (Emissionen)… durch ÖPNV im Vergleich zum bislang mit fossilen Energieträgern realisierten motorisierten Individualverkehr
  • Massive Minderung des städtischen Flächenverbrauchs … im Vergleich zur Anzahl der beförderten Personen
  • Sozial attraktive Arbeit … in der Kommunalwirtschafts-Unternehmen Land Berlin mit der BVG als einem der größten und nachgefragten Berliner Arbeitgeber mit attraktiven beruflichen Angeboten und sozialer Sicherheit
Die bei der Erbringung der BVG-Mobilitätsdienstleistungen möglicherweise wirksam werdenden negativen Effekte  (Fokus Inside - Out) wie beispielsweise CO2-Emissionen aus Einsatz fossiler Energieträger, etwaige negative soziale Implikationen in der Lieferkette aus maßgeblich preisfokussierten Beschaffungen u. ä. sind im Unternehmen zunehmend identifiziert und teilweise bereits massiv reduziert worden. Beispielhaft kann hier die  Minderung BVG-eigener CO2-Emissionen (Scope 1-2) im Vergleich der Geschäftsjahre 2022/2013 um ca. 70 Prozent genannt werden.
Zunehmend wird das Nachhaltigkeitsmanagement der BVG in der Perspektive Outside - In erweitert. Für dessen weitergehende Präzisierung ist für die BVG die Durchführung der nach der CSRD geforderten „Doppelten Wesentlichkeitsanalyse” von maßgeblicher Bedeutung, bei der die Auswirkungen der einzelnen Nachhaltigkeitsthemen einerseits auf den Unternehmenswert und andererseits auf Mensch und Natur identifiziert werden. Diese für 2023 vorgesehene Aktivität ermöglicht es weiterhin, die entsprechend für die BVG-relevanten Leistungsindikatoren abzuleiten und ein gestärktes Nachhaltigkeitsmanagement auszuprägen.

Es ist im Unternehmen vorgesehen, in 2023 dies im Rahmen einer „Doppelten Wesentlichkeitsanalyse“ umfänglich mit der Befragungen von Interessensgruppen (intern sowie extern) zu verbinden und auch hieraus einen unternehmerischen Mehrwert zu generieren. Nachhaltigkeitsziele im Bereich der Mobilität (Fokus Verkehrswende) sind ohne einen gut ausgebauten und funktionierenden öffentlichen Verkehr auf Straße und Schiene nicht zu erreichen. Dessen langfristig gesicherte Finanzierung ist dabei von wesentlicher Bedeutung. Für die Metropole Berlin setzt die Zielstellung „Klimaneutrales Berlin 2045“ den Handlungsrahmen.
Hierzu hat der Berliner Senat die Fortschreibung des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms für die Umsetzungsphase 2022-2026 beschlossen, der in konkret bestimmten Handlungsfeldern auch mit von der BVG unterstützten Einzelmaßnahmen hinterlegt ist. Ebenso werden die spezifischen Vorteile des ÖPNV auch im Kontext wachsender Städte und Smart Cities herausgestellt.
Bei der bislang erfolgten unternehmerischen Befassung mit den 17 SDGs bezüglich Umsetzungsaktivitäten der BVG wird deutlich, dass insbesondere die Ziele
  • SDG 4 Hochwertige Bildung
  • SDG 5 Gleichberechtigung der Geschlechter
  • SDG 7 Erneuerbare Energie
  • SDG 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden
  • SDG 13 Maßnahmen zum Klimaschutz
  • SDG 17 Partnerschaften, um die Ziele zu erreichen
Gestaltungsmöglichkeiten in der Wertschöpfungskette eines kommunalen Mobilitätsdienstleisters bieten. Im Hinblick auf die vom Land Berlin im Jahr 2022 initiierte Fortschreibung der Nachhaltigkeitsstrategie Berlins wird der konkrete Beitrag der BVG zu einzelnen SDGs präzisiert werden.  

BVG Fortschrittsbricht 2022 zum UN Global Compact / Seite 8 CSR-orientierte Wertschöpfungskette Nahverkehrsunternehmen  

Die BVG setzte im Berichtszeitraum 2022 hinsichtlich der bislang angewandten Methodik zur Wesentlichkeitsanalyse der genannten BVG Nachhaltigkeitsthemen insbesondere bilateral geführte Stakeholder-Gespräche fort. Diese Befragungen mit externen Partner, wie z.B. Vertragspartner, Senatsverwaltungen des Landes Berlin, Gewerkschaften, BVG Kundenrat, NGO und Verbände, ergänzen bis 2022 die auch intern der BVG vollzogene Fachabfragen zu den als wesentlich eingeschätzten Nachhaltigkeitsthemen.
Format sind projektbezogene Gespräche und lokale Dialoge mit relevanten Akteur*innen im Land Berlin wie auch in Berliner Bezirken, mit politischen Vertreter*innen wie lokalen Netzwerken. Chancen ergeben sich für die BVG aus der Bewertung, in der wachsenden Metropole Berlin mit Dienstleistungen des öffentlichen Personennahverkehrs zunehmend maßgeblicher Ausgestalter des sowohl für das Land Berlin wie auch für das Kommunalunternehmen BVG selbst geltenden dreidimensionalen Nachhaltigkeitsanspruchs zu sein.

Nachhaltigkeitsbericht 2022 über die Berliner Landesunternehmen / Land Berlin / Senatsverwaltung für Finanzen

Mit perspektivisch weiter steigenden Fahrgastzahlen, den für die BVG-Bahnen bereits 2022 praktisch klimaneutral erbrachten Verkehrsleistungen im Kerngeschäft der BVG, neuen ergänzende Mobilitätsdienstleistungen (wie den bereits seit Jahren etablierten Sharing-Produkt und plattformbasierten Informations- und Vertriebskanälen) verdeutlichen sich Chancen für die BVG hinsichtlich einer Verkehrswende im Berliner Mobilitätsmarkt.

Risiken für die Wertschöpfung der BVG können sich gleichermaßen aus auferlegten ökologischen Anforderungen, erheblichen Mehrkosten beim Flottenumbau wie auch aus möglichen Lieferengpässen bei vollumfänglicher Durchsetzung aller wünschenswerten Nachhaltigkeitskriterien bei der öffentlichen Beschaffung ergeben. Die Prozessverantwortlichkeit für diesbezüglich strategiekonforme Wesentlichkeitsanalysen ist in der BVG-Unternehmensorganisation in der zusammenführenden Prozessverantwortlichkeit des Stabes Unternehmensentwicklung abgebildet.

Weitere Details zu Prognosen wie auch für die BVG relevanten Chancen und Risiken sind den Darstellungen im BVG Geschäftsbericht 2022 zu entnehmen.

BVG Geschäftsbericht 2022 / v. a. Chancen und Risiken Seite 40-44  bzw. Prognosen Seite 45