2. Wesentlichkeit

Das Unternehmen legt offen, welche Aspekte der eigenen Geschäftstätigkeit wesentlich auf Aspekte der Nachhaltigkeit einwirken und welchen wesentlichen Einfluss die Aspekte der Nachhaltigkeit auf die Geschäftstätigkeit haben. Es analysiert die positiven und negativen Wirkungen und gibt an, wie diese Erkenntnisse in die eigenen Prozesse einfließen.

Mit rund 415.000 Mitgliedern ist die Sparda-Bank Berlin eine der größten Genossenschaftsbanken und ein wesentlicher Finanzdienstleister in ihrem Kerngeschäftsgebiet[1]. Nachhaltiges Wirtschaften gehört aufgrund der satzungsseitigen Verankerung seit jeher zum Selbstverständnis der Genossenschaftlichen FinanzGruppe im Allgemeinen und zur Sparda-Bank Berlin im Besonderen. Diese verbindliche Festlegung schafft nicht nur Glaubwürdigkeit, sondern erzeugt die wesentliche Grundlage, um auch ökologische und soziale Aspekte im Sinne der ESG-Kriterien verankern zu können.

Unsere bestehende Wesentlichkeitsanalyse haben wir innerhalb des ESG-Projekts anhand des BVR-Cockpits[2] und den darin enthaltenen Themenschwerpunkten validiert. Im Ergebnis haben wir die wichtigsten identifizierten Chancen und Risiken für unsere Geschäftstätigkeit grundsätzlich bestätigt.

Die größten Chancen in Bezug auf die Umsetzung der ESG-Kriterien und deren Wirkkraft ergeben sich aus Finanzierungsmodellen für energetisch und ökologisch nachhaltiges Bauen und Sanieren, den genossenschaftlichen Werten sowie einer wertschätzenden Arbeitskultur. Das Prinzip „Gemeinsam sind wir stark“, die Hilfe zur Selbsthilfe und auch die Nähe zu den Mitgliedern und den Mitgliedervertretungen unterstreichen unseren Gemeinschaftsgedanken und spiegeln sich auch im sozialen Engagement wider.

Beispiele für den Einfluss der Geschäftstätigkeit hinsichtlich von ESG-Aspekten stellen sich wie folgt dar (Inside-out-Analyse): Als Finanzdienstleister ohne Firmenkundengeschäft sind die Nachhaltigkeitsrisiken, die sich aus der Geschäftstätigkeit ergeben, bisher relativ gering

Outside-in-Perspektive:

Im Rahmen des Strategie- und Planungsprozesses lag dieses Jahr der Fokus in Bezug auf ESG-Aspekte auf der Outside-in-Perspektive. Die Geschäfts- und Risikostrategie unterziehen wir grundsätzlich einer jährlichen Prüfung und beziehen Nachhaltigkeitsrisiken und -faktoren in die Risikoanalyse mit ein.

Aus makroökonomischer Perspektive hat die Zinspolitik der Zentralbanken wesentlichen Ein-fluss auf die Rahmenbedingungen der Bank. Seit Jahren bewirkte die Zinspolitik reduzierter bzw. negativer Geld- und Kapitalmarktsätze einen Rücklauf der Margen im Kundeneinlagen-geschäft auf ein Minimum mit Auswirkungen auf die entsprechenden Ertrags- bzw. Kostenpositionen der Bank. Mit der diesjährigen Änderung der EZB-Politik, die einen in Intensität und Geschwindigkeit unerwarteten Zinsanstieg verursacht, ist auch eine unmittelbare Auswirkung auf die Rahmenbedingungen und die GuV-Situation der Bank zu beobachten.

Schon im ersten Schritt zeigt der Wegfall der Belastungen aus der Liquiditätshaltung seine signifikante Wirkung. Sowohl für das Kundeneinlagengeschäft als auch Eigengeschäft ergeben sich Handlungsoptionen, die es im Niedrig- und Negativzinsumfeld der vergangenen Jahre für die Bank nicht gab. Im Kundenaktivgeschäft verursachen Zinssteigerungen in Verbindung mit den zu beobachtenden allgemeinen Kaufpreis- und Baukostensteigerungen dagegen nachfragebelastende Impulse für das Immobilienfinanzierungsgeschäft. Eine ähnliche Wirkung ist vorübergehend durch kriegsbedingte Unsicherheiten und rezessive Tendenzen auch für das Kundenwertpapiergeschäft und mögliche zinsinduzierten Kursveränderungen zu erwarten.

Des Weiteren sind wir von Aspekten des demografischen Wandels und der Veränderung von Lebens- und damit auch Arbeitswelten der Menschen beeinflusst. Der Verlust und die Neugewinnung von Menschen, die mit uns Geschäfte machen und die für unsere Bank arbeiten, ist ein ständiger dynamischer Prozess, der nachhaltig gesteuert werden muss.

Wir begegnen dieser Entwicklung, indem wir die Chancen der Digitalisierung in in- und externen Prozessen nutzen und verändertes Kundenverhalten (verstärkter unbarer Zahlungsverkehr; gestiegene Routine für und Nachfrage von digitalen Service und Dienstleistungen) in unserem Produkt- und Dienstleistungsportfolio berücksichtigen.

Bereits seit Jahren fokussieren wir den Ausbau unserer ortsunabhängigen Präsenz und damit der digitalen und telefonischen Kanäle für unsere Kundinnen und Kunden. Wir wollen unseren Kundenservice an den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden ausrichten und Flexibilität und Convenience für alle beteiligten Personengruppen erhöhen.

Gleichzeitig ist es uns gelungen, beschleunigt durch die COVID-19-Pandemie, das mobile Arbeiten für den Großteil unserer Mitarbeitenden zu realisieren. Dadurch konnten Arbeitswege, Reisekosten, Fahrtzeiten und Bewirtschaftungskosten reduziert werden.

Durch die zunehmende Digitalisierung konnten wir Produktprozesse effizienter gestalten. Dies erfordert zudem auch eine stetige Weiterbildung der Beschäftigten. Durch zielführende Entwicklungsmaßnahmen fördern wir die Kompetenz unserer Mitarbeitenden im Hinblick auf neue technische Lösungen sowie neue Arbeitsmethoden.

Physische Risiken wie extreme Wetterereignisse oder Naturkatastrophen haben für uns als Bank in zweifacher Hinsicht Relevanz und werden im Risikomanagement entsprechend berücksichtigt. Zum einen sind wir ein wichtiger Baufinanzierer in der Region, zum anderen unterhalten wir 61 personell ausgestattete bzw. 19 Selbstbedienungsstandorte mit unterschiedlichen geografischen Bedingungen. Transitionsrisiken, etwa durch politische Regulierung, juristische Entscheidungen, Wegfall ganzer Branchen oder Veränderungen im Kundenverhalten, sind für uns ebenfalls bedeutend und bedürfen stetiger Beobachtung – insbesondere dann, wenn diese betriebswirtschaftlich erhebliche Wirkung haben.

Im Jahr 2023 werden wir im Zuge der Etablierung eines ESG-Managements die Wesentlichkeitsanalyse grundlegend überarbeiten.


[1] Das Kerngeschäftsgebiet umfasst die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
[2] Das BVR-Cockpit ist ein vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) entwickelter Leitfaden, der Verbandsbanken bei der Weiterentwicklung in Bezug auf ESG begleiten und gleichzeitig den Umsetzungsgrad messbar machen soll.
[3] Mit der Produktvariante „Gewinnsparen Plus“ werden Sparanteile in einem Fondssparplan oder einem Vermögensverwaltungsangebot angelegt. Die Anlage kann dabei auch in nachhaltige Fonds erfolgen, die ökologische oder soziale Aspekte berücksichtigen.