Das Unternehmen gibt an, welche Bedeutung Aspekte der Nachhaltigkeit für die Wertschöpfung haben und bis zu welcher Tiefe seiner Wertschöpfungskette Nachhaltigkeitskriterien überprüft werden.
Das Kerngeschäft des Universitätsklinikums sind die Krankenversorgung, der Lehrbetrieb und die Forschung. Dementsprechend können der Wertschöpfungskette alle Produkte, Dienstleistungen sowie Bau-/Instandhaltungsmaßnahmen zugeordnet werden, die für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der oben aufgeführten Tätigkeitsbereiche notwendig sind. Hierzu zählen vor allem Medizin- und Laborprodukte, Arzneimittel, Medizin- und Laborgeräte, Forschungsmaterialien und -geräte, Wirtschafts- und Verwaltungsbedarf, Planungs- und Bauleistungen, Energie, Lebensmittel, IT (Hard- und Software) sowie Dienstleistungen.
Am Anfang der Wertschöpfungskette des UKE steht die Beschaffung. Der Strategische Einkauf steuert sämtliche Beschaffungsvorgänge des UKE und ist der Kaufmännischen Direktion direkt unterstellt. Hierbei werden über 4.600 aktive Lieferanten aus verschiedenen Einkaufssachgebieten (exkl. Apotheke und Bau/Technik) koordiniert. Der Strategische Einkauf stimmt sich eng mit dem Vorstand hinsichtlich der Ausrichtung des Beschaffungswesens des UKE ab. Grundsätzliche Aufgabe ist es vor allem, medizinische und ökonomische Ziele in Einklang zu bringen. Nach näherer Beurteilung der Life Cycle Costs überzeugen auch ökologisch nachhaltige Produkte als wirtschaftlich wettbewerbsfähig. Der Einkauf des UKE nutzt seine Hebelwirkung für eine nachhaltige Ausrichtung und berücksichtigt daher neben den klassischen Einkaufskriterien wie Preis, Qualität und Zuverlässigkeit auch „grüne“ Kriterien wie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz bei der Beschaffungsentscheidung.
Das UKE stellt hohe Anforderungen an das Beschaffungsmanagement. Es werden Marktanalysen durchgeführt, um passende Lieferanten zu ermitteln. Der Wissenstransfer bezüglich neuester Technologien und die Identifikation neuer Geschäftsmodelle im Gesundheitsmarkt ermöglichen es, Beschaffungsstrategien zu entwickeln sowie die für die Umsetzung notwendigen Methoden und Prozesse abzuleiten. Fachkundige Gremien entscheiden über Investitionsvorhaben und die Einführung medizinischen Verbrauchsmaterials. Im Fokus der Entscheidungen steht der Beitrag zur gleichbleibend hochwertigen Versorgung der Patient:innen.
Bei der
Beschaffung und Auftragsvergabe werden neben den einschlägigen gesetzlichen Vorgaben, medizinischen Ansprüchen und ökonomischen Gesichtspunkten zunehmend auch Nachhaltigkeitsbelange berücksichtig und verantwortungsvoll abgewogen. In diese fließen sowohl Aspekte der sozialen, wie z. B. angemessene Löhne und Gehälter, Gleichstellung und das Verbot von Ausbeutung und Kinderarbeit, als auch ökologische Nachhaltigkeit, wie z. B. nachhaltige Energie und CO
2–Reduktion. Die Berücksichtigung der ILO-Kernarbeitsnormen bei Lieferanten wird kontinuierlich hinterfragt.
Gleiches wird auch von den Unterlieferanten erwartet. Als Grundlage für die Beschaffungsentscheidungen dient u. a. das Handbuch der Europäischen Kommission „Umweltorientierte Beschaffung!“. Bevorzugt werden diejenigen Anbieter, die den hohen Qualitätsansprüchen des UKE genügen und die festgelegten Anforderungskriterien erfüllen.
In EU-Ausschreibungsverfahren gewinnen Umweltkriterien zunehmend an Bedeutung. Bereits bei der Eignungsprüfung von Lieferanten werden vorhandene Umwelt- und Energiemanagementsysteme abgefragt und entsprechend berücksichtigt. Im Verfahren zum Abschluss zentraler Drucker- und Rechner-Rahmenverträgen sind z. B. ein Energieverbrauch gemäß Energie Star Verordnung, Materialanforderungen nach EU-Norm, die Reparatur- und Recyclingfähigkeit, eine umweltfreundliche Verpackung und geringe Geräuschemissionen als Bewertungskriterien eingeflossen. Im Bereich der Medizintechnik werden zunehmend gebrauchte, überarbeitete (sog. refurbished) Geräte abgefragt und beschafft. Ebenso gehören die Inzahlungnahme und Rückgabe von Altgeräten zum standardisierten Prozedere beim Austausch von Geräten.
Auch die Lagerhaltung ist ein treibender Faktor bei der Betrachtung von nachhaltigen Strategien. Durch die Einführung von Vendor-Managed-Inventory (VMI) am UKE ist es gelungen, Transportwege und CO
2-Emissionen stark zu reduzieren, Lagerbestände zu minimieren sowie Prozess- und Materialkosten einzusparen.
Zur Qualitätssicherung des Beschaffungsmanagements orientiert sich das UKE an einem detaillierten QM-System, das stetig weiterentwickelt und angepasst wird. In diesem Rahmen werden u. a. auch jährlich stattfindende Lieferantenbewertungen sowie Audits der Lieferanten durchgeführt, um deren Leistungen und Zuverlässigkeit systematisch und regelmäßig zu beurteilen. Auch hier werden Nachhaltigkeitsaspekte bewertet, wie zum Beispiel Umwelt- und Energiemanagementsysteme sowie entsprechende Zertifizierungen beim Lieferanten. Pro Jahr werden mindestens 80 bis 100 Lieferanten aus den verschiedenen Einkaufssachgebieten bewertet sowie diverse Audits durchgeführt. Bei der Lieferantenauswahl legt das UKE auf Produktqualität und gute Performance, als auch auf eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit Wert. Lieferanten und andere Dienstleister werden infolgedessen an den individuellen Prozessen im UKE beteiligt und komplexere Produkte und Dienstleistungen durch die Zusammenarbeit in die Wertschöpfungskette des UKE eingebunden.
Das UKE richtet sich zunehmend ökologisch und nachhaltig aus, sofern dies die medizinischen und hygienischen Anforderungen erlauben. In diesem Zusammenhang sollen Produkte mit Umweltzeichen, wie z. B.
Blauer Engel, EU-Umweltzeichen, EPEAT, die für eine umweltfreundliche Herstellung, Nutzung und Entsorgung stehen, eine noch stärkere Beachtung finden. Ziel ist es, kontinuierlich auf umweltfreundliche und ressourcenschonende Produkte und Abläufe umzustellen und z. B. den
Umweltleitfaden 2019 der Freien und Hansestadt Hamburg für eine umweltfreundliche Beschaffung zunehmend zu berücksichtigen. Dies soll zukünftig u. a. über eine systematische Anpassung des vorhandenen hausinternen CS-Material-Bestellsystems – insbesondere für den Verwaltungsbedarf – erfolgen, indem nur noch ausgewählte und auf Umweltbelange geprüfte Produkte für die Nutzer abrufbar sein sollen. Aktuell wird z. B. geprüft, sämtliche Büro-/Kopierpapiere auf 100 Prozent Altpapier mit dem Umweltzeichen ‚Blauer Engel‘ umzustellen. Das langfristige Ziel ist es, so weit möglich, vollständig auf Papier zu verzichten. Ein großer Schritt in diese Richtung wurde u. a. durch die Einführung einer elektronischen Patientenakte im medizinischen Bereich erreicht. Hierdurch können mehr als 100 Tonnen Papier pro Jahr eingespart werden (das entspricht in etwa 2.500 Bäumen). Des Weiteren ist der Beschaffungsprozess selbst weitestgehend digitalisiert, angefangen bei elektronischen Bedarfsmeldungen der Anwender, elektronischen Bestellungen im digitalen ERP-System SAP bis hin zu einem digitalen Prozess der Rechnungsverarbeitung und -verbuchung. Mehr als 60 Prozent der Rechnungen werden somit elektronisch verarbeitet. Neben den Ressourcen wird dadurch auch der Aufwand bei Anwendern, Lieferanten und Einkauf langfristig reduziert. Der bereits beim Beschaffungsprozess hohe Qualitätsanspruch wird für den laufenden Betrieb im Rahmen von Norm-bezogenen Zertifizierungen in den jeweiligen Aufgabenbereichen fortgesetzt.
Hierzu zählen u. a. die Zertifizierung des Qualitätsmanagements nach DIN EN ISO 9001, die Zertifizierung des Labormanagements nach DIN ISO 17025 und 15189, die Zertifizierung des Informationssicherheits-Managementsystems nach DIN ISO 27001 und die zunehmende Umsetzung von „Green IT“ in Form einer nachhaltigen, umwelt- und ressourcenschonenden Nutzung, Herstellung und Entsorgung von IT-Systemen. Die Zertifizierung des Umweltmanagementsystems nach DIN ISO 14001 wurde 2015 erfolgreich bestanden und das damals erreichte Qualitätsniveau bis heute aufrechterhalten.
Im Oktober 2020 wurde eine UKE-eigene
Vorstands-Stabsstelle Nachhaltigkeit und Klimamanagement eingerichtet, um die Nachhaltigkeitsthemen zentral zu steuern und voranzutreiben. Die Zertifizierung des Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001 hat 2020 erneut erfolgreich stattgefunden. Bereits in den vorangegangenen Jahren gab es ein hohes Engagement bei der Modernisierung der Gebäude-, Energie-, Gebäudeleittechnik sowie der Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik des Altbestandes, was zu einer deutlichen Verbesserung des Wirkungsgrades und Realisierung eines jährlichen Einsparpotenzials bei der Kohlendioxidemission von 13.000 Tonnen geführt hat. Der schon 2013 abgeschlossene Bau und die Integration eines eigenen Blockheizkraftwerkes wird zur Eigenversorgung mit Strom, Wärme, Dampf und Kälte genutzt und steigert die Energieeffizienz maßgeblich.
Um den Versorgungsauftrag des UKE zu erfüllen und die medizinische Versorgung der Patient:innen auf höchstem Niveau auch weiterhin gewährleisten zu können, hat das UKE mit seinem Zukunftsplan verschiedene Neubauten auf dem Gelände geplant bzw. initiiert. Hierbei wurden bereits bei der Planung und auch bei der bisherigen Umsetzung Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt, insbesondere mit Fokus auf z. B. Bauweise und Baumaterialien, Tageslichtkonzepte und energieeffiziente Beleuchtung, technische Ausstattung und Anbindung an das vorhandene emissionsfreie fahrerlose Transportsystem (FTS). Dieses liefert die Verbrauchsmaterialien automatisiert und bedarfsorientiert für die Patientenversorgung bis in die Stationen. Ebenso können über dieses System sämtliche Warenströme bis hin zur Entsorgung aus den Bereichen gesteuert werden. Gesteuert werden diese Projekte vor allem von der KFE Klinik Facility Management Eppendorf GmbH (KFE) sowie der KLE Klinik Logistik & Engineering GmbH (KLE) als 100-prozentige Tochtergesellschaften.
Zur Erfüllung eines ganzheitlichen Ansatzes wird im UKE auch das Ende der Wertschöpfungskette bestmöglich beachtet. Daher legt das UKE großen Wert auf eine korrekte und spezifische Entsorgung der verschiedenen anfallenden Abfälle. Dabei soll in erster Linie die Abfallvermeidung erreicht werden. Ist dies nicht möglich, wird eine effiziente Abfalltrennung entsprechend der Richtlinien und des Abfallplanes durchgeführt, die durch den Betriebsbeauftragten für Abfall regelmäßig kontrolliert wird. Dieser führt ebenfalls Schulungen der Mitarbeitenden bzgl. der korrekten Abfalltrennung und Entsorgung durch und steht zudem in direktem Austausch mit dem Strategischen Einkauf und auch den am UKE tätigen Entsorgungsfirmen. Ziel ist es, Abfälle bestmöglich zu vermeiden, auf umweltfreundliche und recyclingfähige Produkte umzustellen, die Kenntnisse und die Sensibilität für dieses Thema bei den Mitarbeitenden zu erhöhen und dadurch das Abfallaufkommen stetig zu verringern. Wiederverwertbare Abfälle sollen der stofflichen oder energetischen Verwertung zugeführt werden.
Bereits seit Anfang 2018 werden in den Health Kitchen-Bistros des UKE die Mehrwegbecher von
NOWASTE zum Verkauf angeboten und sehr gut angenommen. Zudem gibt es mittlerweile auch die hellbraunen und grünen RECUP-Pfandbecher in den Health Kitchen – ein deutschlandweit genutztes Pfandsystem. Wer einen
RECUP-Becher nutzt oder einen eigenen sauberen Mehrwegthermobecher mitbringt, erhält im Health Kitchen einen Preisnachlass von zehn Cent auf seinen Kaffee. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Weitere Beispiele zur Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette sind u. a. die Wiederaufbereitung von Kathetern bei zertifizierten akkreditierten Dienstleistern oder die Umstellung von Produkten auf ressourcenschonende Materialien (z. B. hautschonende Windeln mit OEKO-TEX®-Standard aus biologisch abbaubarem Zellstoff). Auch die Verwendung von Mehrwegprodukten, wie z. B. umweltfreundliche Mehrweg-OP-Mäntel, werden im Bereich der Verbrauchsmaterialien ständig als Alternative geprüft.