1. Strategische Analyse und Maßnahmen

Das Unternehmen legt offen, ob es eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt. Es erläutert, welche konkreten Maßnahmen es ergreift, um im Einklang mit den wesentlichen und anerkannten branchenspezifischen, nationalen und internationalen Standards zu operieren.

Nachhaltigkeitsstrategie der AWM

Die AWM haben im Jahr 2010 eine Vision für das Jahr 2020 formuliert, die bereits eindeutige Nachhaltigkeitsbezüge aufweist:

Die AWM bieten erstklassige Dienstleistungen in der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung an, mit deren Inanspruchnahme der Bürger einen Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt leisten kann und Lebensqualität für sich und Folgegenerationen sichert.

Im Berichtsjahr 2020 wurde die Vision für das Jahr 2030 mit ebenfalls eindeutigen Nachhaltigkeitsbezügen erarbeitet. Dies geschah unter Mitwirkung der Ideenwerkstatt 20.30, die in Kriterium 10 näher vorgestellt wird:

Unsere Vision: Münster 2030. Es gibt keinen Abfall mehr – nur noch Wertstoffe!

Unsere Mission: Wir machen Lebensqualität – und alle.wirken.mit!

So paradox es klingen mag: Die Abfallwirtschaftsbetriebe Münster streben ein abfallfreies Münster 2030 an! Unsere Stadt entwickelt sich zu einer Hauptstadt der Abfallvermeidung. Realistisch ist: Auch in Zukunft können sicherlich nicht alle Abfälle vermieden werden.
Unser Ziel ist: Die noch verbleibenden Abfälle sind im Jahr 2030 Wertstoffe, die primär stofflich verwertet werden. Der Rest wird effizient energetisch genutzt.
Die AWM sind: Servicepartner, Impulsgeber, Kompetenzzentrum und Wertstoff-Manufaktur.
Die Bürgerinnen und Bürger sind dafür unser verantwortungsvoller Partner – durch vorbildliche Abfallvermeidung, Wertstofftrennung und ein ausgeprägtes Ressourcenbewusstsein. Sie leisten damit gleichzeitig einen Beitrag zur Stadtsauberkeit.
Die Mitarbeitenden der AWM sind verlässlicher Partner der Bürgerinnen und Bürger.
Gemeinsam schaffen wir Lebensqualität – für ein sauberes und nachhaltiges Münster: Noch mehr Umweltschutz, noch mehr Miteinander und regionale Wertschöpfung.
Herausforderungen wie Klimaschutz, Digitalisierung und die demographische Entwicklung werden proaktiv und im Sinne der Mitarbeitenden, der Bürgerinnen und Bürger sowie weiterer Netzwerkpartner gestaltet.

Wir machen Lebensqualität – und alle.wirken.mit!

Balanced Scorecard

Die Vision 2030 findet ihren Ausdruck in der werteorientierten Balanced Scorecard (BSC) der AWM, die bereits 2010 als strategisches Zielsystem eingeführt wurde. Die AWM messen seitdem alle Maßnahmen auch an ihrem Beitrag für das Gemeinwohl (wirtschaftlich, ökologisch, gesellschaftlich – analog zu den Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung).

Dieses Zielsystem, das im Jahr 2021 auf der Basis der Vision 2030 modifiziert wird, ist der Orientierungsrahmen für die Entwicklung von konkreten Maßnahmen, die sich wiederum Handlungsfeldern zuordnen lassen (vgl. auch Kriterium 3).

Wesentliche Handlungsfelder

Im Folgenden werden die wesentlichen nachhaltigkeitsbezogenen Handlungsfelder der AWM aufgeführt. Diese korrespondieren mit den einzelnen Aspekten, die in den Kriterien beschrieben werden.

Umwelt:

•    Klimaschutz
•    Schutz der biologischen Vielfalt
•    Nachhaltige Mobilität
•    Abfallvermeidung, Kreislaufwirtschaft und Recycling
•    Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung

Soziales:

•    Gesundheitsmanagement
•    Arbeitsschutz
•    Vereinbarkeit von Beruf und Familie
•    Aus- und Weiterbildung
•    Diversität
•    Gleichstellung

Unternehmensführung:   

•    Nachhaltigkeitsmanagement durch die Betriebsleitung
•    Gewährleistung von Arbeitnehmerrechten
•    Beteiligung der Mitarbeitenden fördern
•    Förderung agiler Strukturen
•    Risikomanagement

Bausteine der AWM-Nachhaltigkeitsstrategie


•    Vision 2030
•    Werteorientiertes Zielsystem
•    Nachhaltiges Abfallwirtschaftskonzept
•    Nachhaltigkeitskommunikation
•    Journal für Nachhaltigkeit und Geschäftsentwicklung
•    DNK-Erklärung
•    Nachhaltigkeitspädagogische Angebote
•    Lernort für Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitsrelevante Standards

•    Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK)
•    DIN EN ISO 9001:2015
•    DIN EN ISO 14001:2015
•    DIN ISO 45001:2018
•    Zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb
 
Im Journal für Nachhaltigkeit und Geschäftsentwicklung spielen zudem die UN-Nachhaltigkeitsziele eine wesentliche Rolle.
Die Nachhaltigkeitsstrategie der AWM ist außerdem eingebunden in die Nachhaltigkeitsstrategie Münster 2030.


2. Wesentlichkeit

Das Unternehmen legt offen, welche Aspekte der eigenen Geschäftstätigkeit wesentlich auf Aspekte der Nachhaltigkeit einwirken und welchen wesentlichen Einfluss die Aspekte der Nachhaltigkeit auf die Geschäftstätigkeit haben. Es analysiert die positiven und negativen Wirkungen und gibt an, wie diese Erkenntnisse in die eigenen Prozesse einfließen.

Münster – Eine Stadt im Zeichen der nachhaltigen Entwicklung

Die AWM sind kommunaler Entsorger für die Stadt Münster. Diese ist u.a. als Fahrradstadt bekannt und erhielt im Jahr 2019 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden. Hervorgehoben und gewürdigt wurden die Nachhaltigkeitsstrategie Münster 2030 und das Nachhaltigkeitsdezernat. Das Nachhaltigkeitsmanagement der Stadt wird von der Fachstelle Nachhaltigkeit begleitet und koordiniert. Der Oberbürgermeister ist Mitglied des Rates für nachhaltige Entwicklung.
 
Handlungsfelder und Nachhaltigkeitsaspekte

In Kriterium 1 sind Handlungsfelder und Nachhaltigkeitsaspekte aufgelistet, die durch die Tätigkeiten der AWM beeinflusst werden. Die Wirkungen werden in den Kriterien 4, 11 bis 13 und 14 bis 16 skizziert (Inside-out-Perspektive).

Die nachhaltige Entwicklung wirkt als Lebens- und Wirtschaftsprinzip als Ganzes auf die Geschäftstätigkeit der AWM. Dies kommt u. a. durch die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (vgl. Kriterium 3) sowie die Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Münster zum Ausdruck (Outside-in-Perspektive).

Chancen und Risiken

Die Beschäftigung mit Nachhaltigkeitshemen stellt in erster Linie eine Chance für die AWM dar, denn die entsprechenden Themen und Aspekte sind Instrumente zur Erreichung der in Kriterium 1 vorgestellten Vision 2030.
Die im Zielsystem der AWM verankerte Gemeinwohlorientierung kann im Zusammenhang mit einer nachhaltigen Entwicklung noch stärker akzentuiert und kommuniziert werden.
Im Zuge des Fachkräftemangels ist die Ausrichtung als nachhaltig tätiges Unternehmen wesentlich für die Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Vielzahl an Handlungsfeldern, Nachhaltigkeitszielen, Kriterien und Indikatoren stellt jedoch eine Herausforderung für die interne und externe Kommunikation dar (Risiko). Dies gilt auch für die Priorisierung von Themen und den Umgang mit Zielkonflikten. Daher nimmt die Nachhaltigkeitskommunikation eine wichtige Rolle ein (vgl. Kriterium 10).


3. Ziele

Das Unternehmen legt offen, welche qualitativen und/oder quantitativen sowie zeitlich definierten Nachhaltigkeitsziele gesetzt und operationalisiert werden und wie deren Erreichungsgrad kontrolliert wird.

Ziele im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie

•    Fortschreibung der DNK-Erklärung im zweijährigen Rhythmus
•    Aufbau eines Nachhaltigkeitsteams (2021)
•    Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsmanagements: Ausschreibung einer halben Stelle „Strategische Weiterentwicklung BSC“ (2021)
•    Qualifizierung weiterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (ab 2021)
•    Fortschreibung des nachhaltigkeitsorientierten Abfallwirtschaftskonzeptes (2021)
•    Erarbeitung eines nachhaltigkeitspädagogischen Konzepts (2021)

Bei den genannten Zielen erfolgt keine Priorisierung. Die Kontrolle der Ziele obliegt der Betriebsleitung, den Führungskräften und entsprechenden Gremien (Betriebsausschuss).

In einzelnen Kriterien werden handlungsfeldspezifische Ziele formuliert. Auf der Basis der Vision 2030 werden im kommenden Berichtszeitraum entsprechend weitergehende Ziele und Maßnahmen erarbeitet und formuliert.

Die UN-Nachhaltigkeitsziele

Die UN-Nachhaltigkeitsziele wurden im Journal für Nachhaltigkeit und Geschäftsentwicklung 2019 erstmals integriert. Zwei im Jahr 2020 gedrehte Erklärfilme zu den Themen Rest- und Bioabfall greifen ebenfalls die UN-Nachhaltigkeitsziele auf.
In einzelnen Kriterien werden die Bezüge zu den entsprechenden UN-Nachhaltigkeitszielen hergestellt.


4. Tiefe der Wertschöpfungskette

Das Unternehmen gibt an, welche Bedeutung Aspekte der Nachhaltigkeit für die Wertschöpfung haben und bis zu welcher Tiefe seiner Wertschöpfungskette Nachhaltigkeitskriterien überprüft werden.

Wertschöpfungskette der AWM
 
Die Wertschöpfungskette der AWM werden am Beispiel der Standorte und Anlagen skizziert.
Ergänzende Informationen finden sich zudem in der Abfallbilanz 2020. Die ökologischen und sozialen Bezüge werden dort integriert beschrieben (Vision 2030, Kampagnen zur Abfallvermeidung, Netzwerkpartner etc.).

Die Wertschöpfungskette wird in Zusammenarbeit mit dem im Jahr 2021 zu gründenden Nachhaltigkeitsteam systematisiert und weiterentwickelt.

Ein signifikantes Beispiel für den Austausch mit Geschäftspartnern stellt die Kooperation mit der Twence dar (Abfallbilanz S. 8).. Ein weiteres Beispiel für die auf Partnerschaft setzende Arbeitsweise im Sinne der Vision 2030 stellt die folgende Aktion dar:

Aktion Biotonne Münster

Um die Problematik „Störstoffe im Bioabfall“ langfristig positiv zu beeinflussen, haben die Abfallwirtschaftsbetriebe Münster die dauerhaft angelegte „Aktion Biotonne Münster“ initiiert. Ein kommunikativer Bausteinkasten aus Kampagnen, zielgruppenorientiert ausgerichtetes Informationsmaterial und entsprechende Schulungen für Kinder und Erwachsene wurde um den Baustein „Biotonnenkontrollen“ ergänzt.  
Grundsatz aller Maßnahmen ist: Die AWM klären auf, warum richtige Bioabfalltrennung so wichtig für einen effektiven Klima- und Ressourcenschutz ist und unterstützen die Bürgerinnen und Bürger dabei als starker Partner.


Leistungsindikatoren zu den Kriterien 1 bis 4