Das Unternehmen legt offen, welche Aspekte der eigenen Geschäftstätigkeit wesentlich auf Aspekte der Nachhaltigkeit einwirken und welchen wesentlichen Einfluss die Aspekte der Nachhaltigkeit auf die Geschäftstätigkeit haben. Es analysiert die positiven und negativen Wirkungen und gibt an, wie diese Erkenntnisse in die eigenen Prozesse einfließen.
Die Immobilienbranche sieht sich einer gestiegenen Erwartungshaltung zur Nachhaltigkeit als festem Bestandteil des unternehmerischen Selbstverständnisses gegenüber. Laut einer CBRE-Umfrage
1 aus dem Januar 2021 wenden bereits über 55 % der deutschen Investoren ESG-Kriterien bei den Investitionsentscheidungen an, weitere etwa 35 % erwägen die Anwendung oder wollen bereits innerhalb der nächsten 3 bis 5 Jahre entsprechende ESG-Kriterien einführen.
In Deutschland werden den Gebäuden aus direkten und indirekten Emissionen rund 40 % der gesamten Treibhausgasemissionen zugerechnet (Quelle: Klimaschutzbericht 2021, BMU), davon sind zwei Drittel der direkten Emissionen auf die Bereitstellung von Raumwärme zurückzuführen. Auch das generelle Bewusstsein für schadstofffreie und emissionsarme Gebäude ist gestiegen.
Aus ökonomischer Sicht werden Immobilien nicht mehr nur als Produktionsfaktoren oder Anlagegüter gesehen, sondern als strategische Ressourcen mit stärkerem Fokus auf Langfristigkeit der Wertentwicklung und Veräußerungsfähigkeit. Auch soziokulturelle und soziale Komponenten gelangen verstärkt in den Blick von Immobilienunternehmen und Investoren.
Im Rahmen unseres Kerngeschäfts sind wir nicht nur Adressat vielfältiger Interessen und Erwartungen (Outside-in-Perspektive), sondern nehmen Mieter-, Eigentümer und Investoreninteressen auch aktiv im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung wahr (Inside-out-Perspektive).
Dabei versuchen wir, jeden einzelnen der für uns wesentlichen Strategie-Bausteine Ökologie, Soziale Verantwortung, Ökonomie und Good Governance zur optimieren, ohne die anderen zu schwächen (vgl. Kriterium 1: Strategische Analyse und Maßnahmen).
Damit wir Herausforderungen und Chancen rechtzeitig erkennen und proaktiv angehen können, legen wir großen Wert auf den konstruktiven Austausch sowie transparenten, kontinuierlichen und intensiven
Dialog mit allen relevanten Anspruchsgruppen. So können wir Impulse aus dem Umfeld des Unternehmens aufnehmen und zugleich setzen. Dieser Dialog erfolgte bislang noch nicht strukturiert, die Erkenntnisse und Ergebnisse daraus haben wir aber bislang bereits berücksichtigt.
Über diesen initialen internen Prozess zur Identifikation der für uns wesentlichen Themen unter Berücksichtigung der Analyseergebnisse externer Positionen und Sichtweisen haben wir an dieser Stelle ausführlich in unseren beiden vorangegangenen DNK-Erklärungen berichtet. Ebenfalls haben wir dort die sechs Handlungsfelder, die unser Geschäftsmodell gegenwärtig bestimmen und die wir mit unserem Handeln beeinflussen sowie die vier daraus für unser Nachhaltigkeitsprogramm resultierenden Themenschwerpunkte detailliert dargestellt.
Darauf aufbauend haben wir zur Überprüfung unserer eigenen Einschätzung der aktuellen Schwerpunkte sowie zum Abgleich der eigenen mit der externen Perspektive im 2. Halbjahr 2021 unsere erste qualitative Stakeholderbefragung und systematische Materialitätsanalyse durchgeführt (siehe Kriterium 9: Beteiligung von Anspruchsgruppen).
Abgefragt wurden insgesamt 22 Einzelthemen aus vier Bereichen:
- Wohnungsbestand und -management
- Unternehmensentwicklung und Stakeholderdialog
- Mieter und Quartiere
- Mitarbeiter und Zusammenarbeit
Ziel war es unter anderem, in den Interviews herauszufinden, ob die von uns als wesentlich eingestuften Nachhaltigkeitsthemen auch aus den unterschiedlichen Stakeholderperspektiven Bestätigung finden und welche Themen aktuell und in Zukunft die höchste Priorität haben sollten.
Im Ergebnis wurden die von uns angenommenen Handlungsfelder und Themenschwerpunkte überwiegend bestätigt. Im Detail haben sich weitere wesentliche Aspekte mit interessanten Schlussfolgerungen ergeben. Der Abgleich der internen mit den externen Einschätzungen in der Wesentlichkeitsmatrix hat die folgenden für WERTGRUND wichtigsten Einzelthemen ergeben und zu einer leichten Umstrukturierung der Themen und Verschiebung unserer Prioritäten geführt:
Wohnungsbestand und -management sowie Mieter und Quartiere
- die Wohnungsqualität, -pflege und -sicherheit
- das energieeffiziente und CO2-einsparende Modernisieren
- die Angemessenheit der Mieten und Wohnumfeldgestaltung
Ein attraktiver Wohnungsbestand, den wir erwerben, erstellen oder dessen Qualität und Emissionen wir durch Modernisierung nach neuesten energetischen Effizienzanforderungen und den Einsatz zeitgemäßer Technik (Heizungsanlagen, Smart Metering etc.) verbessern, fördert die Akzeptanz unseres unternehmerischen Handelns vor Ort, steigert die Mieter- und Investorenzufriedenheit und wird eine entscheidende Rolle für unser Wachstum spielen. Dabei legen wir vor allem Wert auf:
- die positive Beeinflussung des Mieterverhaltens (Aufklärung, frühzeitige Information, Partizipation bei beeinträchtigenden Baumaßnahmen)
- die Anstrengungen im Bereich der Schuldnerberatung (Mietschulden) und der sozialen Arbeit
- den Umgang mit bzw. die Vermeidung von Schadstoffen bei Instandhaltung, Sanierung/Modernisierung und Neubau (Konfliktmineralien oder andere kritische Werkstoffe sind im Rahmen dieser Baumaßnahmen nicht relevant)
Unternehmensentwicklung und Stakeholderdialog
- die Erweiterung und Optimierung der Bestandsportfolios/die Schaffung von neuem Wohnraum
- die Stabilität der Unternehmensentwicklung
- die (nachhaltige) Projektentwicklung zur Erweiterung von Bestand und Leistungsspektrum
Verantwortungsvoll getroffene Investitionsentscheidungen tragen zu einer nachhaltigen Entwicklung bei und mindern die Risiken negativer Auswirkungen in den Bereichen Umwelt (z. B. Klimaschutz / Ressourcenverbrauch, ökologisches Bauen, Flächenversiegelung), den sozialen Bedingungen und ökonomischen Belangen.
Anlagephilosophie und Investmentprozesse der WERTGRUND basieren auf der Überzeugung, dass eine Kausalität zwischen einem nachhaltigen Geschäftsmodell, nachhaltigem Unternehmenswachstum und langfristig stabilen Wertentwicklungen bzw. unserer Profitabilität besteht. Unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten erworbene oder erstellte Immobilien werden unseres Erachtens perspektivisch am Markt stabilere Mieteinnahmen generieren und bei einer Veräußerung einen u. U. höheren Verkaufspreis erzielen.
Dabei legen wir vor allem Wert auf:
- die Verminderung der Wohnraumknappheit durch die Erstellung oder Investition in preisreduzierten/geförderten Neubau sowie Nachverdichtungen
- ein Angebot für breite Bevölkerungsschichten, wie z. B. altersgerechte Wohnungen (Barrierefreiheit, Betreuungs- und Pflegeangebote) sowie auch Angebote für Inklusionswohnen
Bei unseren Spezialfonds schließen wir im Auswahlprozess bereits heute Investoren aus, die gesellschaftlich kritischen Branchen (Rüstung, Kernkraft etc.) angehören oder bei denen kritisches Verhalten nicht ausgeschlossen werden kann (Korruption, Verstoß gegen Gleichberechtigung, Menschenrechte etc.). Dabei orientieren wir uns an den Kriterien des UN Global Compact (UNGC).
Unsere Stakeholder bescheinigen uns bei der aktiven Arbeit zur Verhinderung von Korruption, Insiderhandel und Geldwäsche bereits heute ein hohes Niveau. Allerdings billigen sie dem Thema generell aufgrund der hohen Standards in Deutschland keine hohe Priorität zu. Dennoch bleibt es für WERTGRUND ein geschäftskritisches Thema, um ein verantwortungsbewusster und vertrauenswürdiger Treuhänder auf dem Finanzmarkt zu sein (siehe Kriterium 6: Regeln und Prozesse). Ebenso sind die Transparenz aller Prozesse und eine integre und faire Unternehmenskultur dazu unerlässlich (siehe Kriterium 20: Gesetzes- und richtlinienkonformes Verhalten).
Mitarbeiter und Zusammenarbeit
- die Arbeitnehmerrechte und Arbeitsbedingungen
- die Arbeitnehmerzufriedenheit und Unternehmenskultur
- der Fachkräftemangel, Aus- und Weiterbildung
Unsere Arbeitgeberattraktivität und die Mitarbeiterzufriedenheit sind entscheidend für unseren langfristigen Erfolg. In Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels sind wir bestrebt, ein professionelles Nachwuchsmanagement zu betreiben, um
qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu binden. Wesentliche Elemente hierzu sind:
- ein sicherer, attraktiver, moderner und angemessen bezahlter Arbeitsplatz mit Zusatzleistungen
- Entwicklungsperspektiven, gezielte Fort- und Weiterbildungsangebote
- wertschätzende Zusammenarbeit und Mitspracherechte
- Beteiligung am Unternehmenserfolg
- Berücksichtigung der Erwartungshaltung (potenzieller) Mitarbeiter zur Nachhaltigkeit bei WERTGRUND
- transparente Strukturen, zeitnahe und umfassende Kommunikation
- Förderung einer gesunden Altersdurchmischung und Diversität (auch als Ausbildungsbetrieb)
- betriebliche Gesundheitsförderung sowie Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit entsprechenden Überstunden- und Gleitzeitregelungen
Wir sind überzeugt, mit diesen Schwerpunkten im Nachhaltigkeitsmanagement die Voraussetzung auch für eine stabile finanzwirtschaftliche Entwicklung zu schaffen. Die große Herausforderung sehen wir darin, einen ökonomisch vertretbaren Rahmen zu finden und die Interessen der Mieter nach preisgünstigem Wohnraum sowie geringen Wohnnebenkosten auf sozialer Ebene mit den rechtlichen Anforderungen an den Umweltschutz sowie den Zielvorgaben der Investoren nach Wertschöpfung und Wertentwicklung zu vereinen.
1 CBRE Umfrage: Vgl. WERTGRUNDGedanken Ausgabe Nr. 17/2022