Das Unternehmen legt offen, ob es eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt. Es erläutert, welche konkreten Maßnahmen es ergreift, um im Einklang mit den wesentlichen und anerkannten branchenspezifischen, nationalen und internationalen Standards zu operieren.
Als kommunales Unternehmen haben wir eine besondere Verantwortung für die Stadt Norderstedt und die umliegende Region. Nachhaltigkeit ist deshalb als Grundsatz bereits 2013 in unsere Unternehmensstrategie aufgenommen worden. In einem mehrjährigen Prozess haben wir auf Basis einer Wesentlichkeitsbefragung unsere Nachhaltigkeitsthemen identifiziert und im Jahr 2021 in unserer Nachhaltigkeitsstrategie zusammengefasst. Sie gilt für die gesamte Unternehmensgruppe. Folgende sieben Handlungsfelder definiert unsere Nachhaltigkeitsstrategie:
- Sichere und bezahlbare Grundversorgung
- Nachhaltig-innovative Produkte und Dienstleistungen
- Klimaschutz
- Mobilitätswende
- Nachhaltige Beschaffung
- Zufriedenheit von und Verantwortung gegenüber Mitarbeiter:innen
- Bildung für nachhaltige Entwicklung
Ende des Jahres haben wir unsere Nachhaltigkeitsstrategie in die übergreifende Unternehmensstrategie 2030, die parallel erarbeitet wurde, integriert. Nachhaltigkeit und Qualitatives Wachstum gehören nun zu den übergeordneten Leitideen der Unternehmensgruppe. Unter Nachhaltigkeit verstehen wir das Handlungsprinzip, Ressourcen nicht stärker nutzen zu dürfen, als sie sich regenerieren können. Ressourcen sind sowohl natürliche, ökologische als auch menschliche, soziale und wirtschaftliche Ressourcen. Qualitatives Wachstum bedeutet, dass wir uns weiterentwickeln, ohne dieses Prinzip zu verletzen. Damit setzen wir bewusst ein Gegengewicht zu einer quantitativen Wachstumsvorstellung, die primär auf die Steigerung des Umsatzes ausgerichtet ist.
Ferner hat unser Tochterunternehmen, die Stadtpark Norderstedt GmbH, im Jahr 2021 eine Wesentlichkeitsbefragung durchgeführt und den Prozess zur Entwicklung einer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie für den Stadtpark begonnen. Auch diese wird Teil unserer übergeordneten, integrierten Unternehmensstrategie 2030.
Ein Schwerpunkt unserer Maßnahmen lag bislang im ökologischen Bereich als Energieversorger. Wir haben unsere CO2-Emissionen in Übereinstimmung mit der ISO 14064-1 und dem Green House Gas Protocol kompensiert und entwickeln Kennzahlen im Energiemanagement nach ISO 50001:2018. Maßnahmen der sozialen Nachhaltigkeit sind für uns als kommunales Unternehmen selbstverständlich. Wir beachten unter anderem die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen und unterstützen Vereine, Initiativen und Veranstaltungen in der Region. Als Eigenbetrieb der Stadt Norderstedt stehen wir zudem in einer besonderen Verantwortung, nachhaltig zu wirtschaften.
Leitbild und Grundlage der nachhaltigen Ausrichtung der Unternehmensgruppe sind für uns die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (https://nachhaltigkeit.stadtwerke-norderstedt.de/nachhaltigkeit/sdg). Des Weiteren dienen uns die Kriterien des Deutschen Nachhaltigkeitskodex als Rahmenwerk. Mit der Entsprechungserklärung zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex und unserem Geschäftsbericht möchten wir die bisherigen Maßnahmen benennen und für eine transparente Kommunikation gegenüber allen Anspruchsgruppen sorgen.
Das Unternehmen gibt an, welche Bedeutung Aspekte der Nachhaltigkeit für die Wertschöpfung haben und bis zu welcher Tiefe seiner Wertschöpfungskette Nachhaltigkeitskriterien überprüft werden.
Die Geschäftsfelder der Unternehmensgruppe Stadtwerke Norderstedt haben unterschiedliche Wertschöpfungsketten. Wesentlicher Bestandteil unserer Wertschöpfungskette im Bereich Energie ist die Versorgung der Stadt Norderstedt mit Strom und Wärme. Für die Erzeugung von Fernwärme kaufen wir Erdgas ein, erzeugen in 13 Blockheizkraftwerken Wärme und Strom und verteilen diese über unsere Netze an unsere Kundinnen und Kunden. Weitere Bausteine sind der Vertrieb und die Vermarktung sowie die Ablesung der Zähler und die Abrechnung.
Als Energieversorger tragen wir eine besondere Verantwortung, die Energiewende aktiv zu gestalten, Klimaschutz zu betreiben und Versorgungskonzepte für die Zukunft auf den Weg zu bringen. Unser Energiekonzept orientiert sich an den Zielen der Stadt Norderstedt, bis 2040 klimaneutral zu sein, ebenso wie an den Zielen des Klimaschutzplans der Bundesregierung, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen.
Einer der wichtigsten Bausteine für eine 1,5-Grad-konforme Energieversorgung ist die Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung. Zur Erreichung dieses Ziels ist die Nutzung verschiedener klimafreundlicher Lösungen zur Wärmeerzeugung notwendig. Die Basis für einen wesentlichen Schritt hin zur klimaneutralen Wärmeversorgung ist ein zukunftsfähiges Fernwärmenetz. Dieses zeichnet sich durch ein hohes Maß an Flexibilität bei gleichzeitigem Erhalt der Versorgungssicherheit aus.
Des Weiteren sind einige unserer BHKW mit einem Elektrokessel ausgestattet, so dass Strom auch zur Erzeugung von Wärme genutzt werden kann (Power-To-Heat). Wir planen zunehmend Wärmepumpen in die Wärmeerzeugung zu integrieren und erkunden Geothermiequellen und Abwärme. Ferner suchen wir nach Freiflächen, um Solarthermieanlagen zu installieren. Um den Einsatz von Erdgas weiter zu reduzieren, soll die Wärmenetztemperatur insgesamt abgesenkt werden. Bis 2050 werden auch grüne Gase wie Wasserstoff und Biogas einen erheblichen Anteil am Brennstoff ausmachen.
Für eine 1,5-Grad-konforme Entwicklung ist auch die klimaneutrale Erzeugung von Strom unabdingbar. Kern ist dabei auch hier der Ausbau der dezentralen Stromversorgung in Norderstedt, die Stärkung ihrer Resilienz, die Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien und der Ausbau intelligenter Netze. Um den wachsenden Strombedarf zu decken, planen wir daher PV-Anlagen auf städtischen und stadtwerkeeigenen Liegenschaften sowie PV-Mieterstrom-Anlagen zu errichten. Wir werden ein Wasserstoff-Hub installieren, die individuelle Steuerung des Strombedarfs unserer Endkunden ermöglichen sowie unser Netzmonitoring ausbauen.
Wir beschaffen Strom und Erdgas am Markt und verkaufen diese Produkte weiter. Die Wertschöpfungsketten der Strom- und Gasbelieferung durchlaufen folgende Bausteine: Handel und Beschaffung, Verarbeitung und Verteilung Netze, Vertrieb und Marketing sowie Ablesung und Abrechnung. Für nachhaltig orientierte Kundinnen und Kunden beziehen wir Ökostrom, der nach Standard TÜV Süd EE zertifiziert ist. Anfang des Jahres 2021 haben wir unseren TuWatt Ökostromtarif komplett auf Windstrom aus Schleswig-Holstein umgestellt und im Laufe des Jahres zwei neue TuWatt-Tarife eingeführt, die sich gezielt an die wachsende Zielgruppe der Fahrer:innen von E-Fahrzeugen richtet. Ferner versuchen wir durch unsere CO2-Neutralstellung 2021 der Strom- und Gas-Produkte und die Maßnahmen unseres Energiemanagements klimatische Auswirkungen zu reduzieren.
Für die Versorgung der Stadt Norderstedt mit Trinkwasser betreiben wir 16 Brunnen und drei moderne, energieeffiziente Wasserwerke. Auch hier reicht die Wertschöpfungsklette von der Wassergewinnung über die Aufbereitung und Verteilung, dem Vertrieb bis zur Ablesung und Abrechnung. Bei der strategischen Planung unserer Infrastrukturen berücksichtigen wir die Klimaveränderungen und betrachten Zeithorizonte bis zu 30 Jahren. Im Jahr 2021 sind zwei neue Brunnen gebaut worden. Zusätzliche Standorte erhöhen die Flexibilität der Trinkwasserförderung und verteilt auf eine größere Fläche sorgen sie für eine schonendere Entnahme aus dem Grundwasserleiter. Bei der Wertschöpfung von Wasser ist uns besonders die Reinhaltung im Hinblick auf chemische Stoffe wichtig. Um die Qualität des Wassers zu sichern, sind wir Teil einer Allianz aus dem Bauernverband Schleswig-Holstein und dem Landesverband der Wasser- und Bodenverbände Schleswig-Holstein. Eine von uns finanzierte Grundwasserschutzberatung unterstützt Bauern bei der umweltschonenden Düngung ihrer Felder und dem Anlegen von Blühstreifen in Wasserschutzgebieten.
Neben den Leistungen der Grundversorgung mit Energie und Wasser bieten wir Marktpartnern auch im Bereich unserer seit 2008 in Norderstedt und der Region umfassend ausgebauten Versorgungsinfrastruktur der Telekommunikation einzelne Teilbausteine unserer Wertschöpfung auf der Grundlage unterschiedlicher Modelle als Vorleistungsprodukte an. Kernprodukt ist die Bereitstellung der eigenen Glasfaser-Infrastruktur gemäß den Richtlinien des EEC (European Electronic Communications Code) auf der Grundlage wechselseitiger Vertragsbeziehungen für vermarktbare Vorleistungsprodukte an dritte Endkundenprovider der Telekommunikationsbranche. Im Rahmen horizontaler Kooperationen mit regionalen City-Carriern werden überdies Vorleistungsprodukte für die Endkundenversorgung mit Internet- und Telefondiensten sowie Netzmanagementdienstleistungen verkauft. Der weitere Ausbau der Festnetz- und WLAN-Infrastruktur in der Metropolregion erfolgt ebenfalls kooperativ mit strategischen Marktpartnern zum Beispiel der Wohnungs- oder Verkehrswirtschaft. Schließlich beteiligt sich die wilhelm.tel GmbH in der Rolle des Betreibers kommunal bereitgestellter passiver Glasfasernetze auch am Ausbau der Breitbandversorgung im eher ländlichen Raum. Die Wertschöpfungskette besteht aus den Bausteinen Produktentwicklung, Verarbeitung, Verteilung und Netze, Vertrieb und Auftragsabwicklung sowie Ablesung bzw. Abrechnung. Die Aufgaben beinhalten auch die Einholung von Genehmigungen zur Erschließung neuer Gebiete über die Verlegung bis hin zur Netz-Dokumentation und Störungsbeseitigung. Insgesamt hat der Infrastrukturausbau auch hier einen sehr langfristigen Horizont. Wir haben daher beispielsweise einen eigenen Standard für unsere Leerrohre entwickelt. Der Hohlraum im Erdreich wird größer als derzeit nötig angelegt, um auf zukünftige Entwicklungen im Bereich Glasfaser ohne erneute Erdbauarbeiten reagieren zu können. Darin sehen wir einen nachhaltig ökologischen und ökonomischen Beitrag. Bei der Produktentwicklung wird in Zukunft vermehrt auch Green-IT wichtig werden.
Ferner gehören uns zwei zertifizierte Rechenzentren, deren Kapazität auch an dritte Betreiber kritischer Infrastrukturen und Kunden mit entsprechend hohen Anforderungen an IT-Sicherheit vermarktet wird. Ein Rechenzentrum betreiben wir selbst. Dessen Abwärme soll in Zukunft in unser Wärmenetz eingespeist werden.
Die Beschaffung von Materialien ist für alle beschriebenen Geschäftsbereiche ein wesentlicher Baustein in der Wertschöpfungskette. Als kommunale Unternehmen unterliegen wir dabei dem öffentlichen Vergaberecht. Um Materialbeschaffung zu bündeln und Synergieeffekte zu erzeugen, sind wir an mehreren Einkaufsgemeinschaften wie der Einkaufgemeinschaft SÜD beteiligt. Darüber hinaus haben wir mit der IKT Regio-Netzwerk GmbH & Co. KG eine eigene Einkaufsplattform gegründet. Ein gemeinsamer Auftritt am Markt bedeutet nicht nur bessere Preise, sondern verfolgt auch das Ziel, Standards festzulegen. Die Prüfung von Energieeffizienz und nachhaltigen Qualitätsmerkmalen ist mittlerweile ein standardisierter Vorgang bei der Neubeschaffung. Die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen gem. §18 TTG wird, sofern sinnvoll, auch bei nicht gesetzlichen Anforderungen vom Anbieter verlangt. Die Nachhaltige Beschaffung wurde als wesentliches Handlungsfeld in der Nachhaltigkeitsstrategie und als Fokusthema in der Unternehmensstrategie festgelegt. Ziel ist es, in den kommenden Jahren einen umfassenden Kriterienkatalog zu erarbeiten und in der gesamten Unternehmensgruppe einzuführen. Dazu werden wir auch mit zuliefernden Betrieben Gespräche führen.
Auch die Entsorgung bzw. die Abfallwirtschaft unterliegt dem Bereich Materialwirtschaft. Die Mülltrennung, Entsorgung bzw. Rückführung in den Wertstoffkreislauf unterliegt gesetzlichen Vorschriften. In Zusammenarbeit mit der Stadt Norderstedt und lokalen Entsorgern wird die Entsorgung abgewickelt. Verpackungsmaterial, Papier und Pappe finden wieder Verwendung bzw. werden recycelt. Auch unsere Fritz!Boxen werden, sofern möglich, refurbisht. Insgesamt konnten im Jahr 2021 6.974 Stück wiederverwendet werden. Multifunktionsgeräte wie Drucker leasen wir für einen Zeitraum von fünf Jahren. Unsere Büromöbel beziehen wir von ein und demselben Hersteller, damit sie leicht ergänzt, repariert und unter Kolleginnen und Kollegen ausgetauscht werden können.
Das Erlebnisbad Arriba und die Stadtpark Norderstedt GmbH ergänzen unsere Leistungen im Bereich Freizeit. Der Stadtpark ist ein zertifizierter Naturerlebnisraum mit den Schwerpunkten „Erlebnis und Begegnung“. „Kultur und Unterhaltung“, „Natur und Bildung“, Sport und Bewegung“ sowie „Erholung und Entspannung“. Der Stadtpark Norderstedt ist ein freier, offener und inklusiver Ort. Wir betreiben, gestalten und pflegen diesen und die technische Infrastruktur. Wir kümmern uns um die Sicherheit und halten den Park sauber. Dabei werden die Belange des Naturschutzes und die öffentliche Nutzung durch die Besucher:innen in Einklang gebracht und nachhaltige Kriterien beim Parkmanagement in Zukunft noch verstärkt einbezogen.
Wir haben uns auf den Weg gemacht, die Bausteine der beschriebenen Wertschöpfungsketten unserer Geschäftsfelder und Tochterunternehmen in den kommenden Jahren auf ökologische und soziale Probleme zu analysieren und nachhaltige Kriterien stärker zu prüfen.